pte20081110037 Umwelt/Energie, Tourismus/Reisen

Malediven wollen neue Heimat kaufen

Neuer Premier setzt neue Prioritäten in mehrerer Hinsicht


Traum aller Europäer, die den Winter entfliehen wollen (Foto: Wolfgang Weitlaner)
Traum aller Europäer, die den Winter entfliehen wollen (Foto: Wolfgang Weitlaner)

Male (pte037/10.11.2008/16:49) Der neue Präsident von den Malediven, Mohamed Nasheed, der diese Woche sein Amt antreten wird, sorgt derzeit für Schlagzeilen: Wenn sein Inselreich aus knapp 1.000 Inseln durch die Klimaerwärmung im Indischen Ozean versinkt, soll für seine 300.000 Landleute bereits neues Land erworben sein. Denkbar wäre das in Indien, Sri Lanka oder in Australien, wie die BBC berichtet.

Die Malediven, das Urlaubsziel vieler Europäer, gehören zu den Staaten, die die geringste Erhebung über dem Meeresspiegel aufweisen. Mit knapp zwei Metern liegen sie noch niedriger als die Inselstaaten Tuvalu, Kiribati, Marshall oder die Föderierten Staaten von Mikronesien. Aus dem Tourismusgeschäft, das dem ansonsten armen Staat, der nur knapp 300 Quadratkilometer Landfläche hat, jährlich Millionengewinne bringt, soll ein Teil dafür verwendet werden, Land zu kaufen. "Globale Erwärmung und Umweltschutzbelange gehören zu den größten Sorgen der Malediver", meint der Präsidenten-Sprecher Ibrahim Hussein Zaki. Demnach will die Regierung des Landes einen Fonds ins Leben rufen, über den der Landkauf finanziert wird. Zaki argumentiert damit, dass jeglicher Anstieg des Meeresspiegels verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung der Inseln haben könnte. Während des vergangenen Jahrhunderts ist der Meeresspiegel rund um den Archipel um fast 20 Zentimeter gestiegen.

Die Malediven, die vor Nasheeds Antritt seit 1978 von Maumoon Abdul Gayoom regiert wurden, zählen zu den bevorzugten Reisezielen der Europäer. Unter der strengen Herrschaft des ehemaligen Staatsoberhaupts wurden rund 150 Inseln zu Ferienanlagen umgebaut. Die Reise auf "Einheimischen-Atolle" war prinzipiell nicht gestattet. Der auf den Malediven praktizierte Fremdenverkehr hat immer wieder zu Kritik geführt, da soziale Standards vielfach nicht eingehalten wurden und ein Großteil der Baustoffe und Nahrungsmittel eingeflogen werden muss.

Die Organisation Tourism-Watch http://www.tourism-watch.de hatte der Regierung Gayoom vorgeworfen, dass der kleine Staat zwar offiziell als erfolgreich gelte, da er das höchste Pro-Kopf-Einkommen in ganz Südasien aufweise, dass aber nach einem Report der UNO der Großteil der Malediver unter der Armutsgrenze lebt. Auf den meisten Inseln gebe es keine ausreichende Gesundheitsinfrastruktur, 40 Prozent der Bevölkerung hätten keinen Zugang zu einem Krankenhaus. "Die gelobte Sozialverträglichkeit des touristischen Systems auf den Malediven, das Tourismus-Inseln von Bewohner-Inseln strikt trennt und so einen westlichen Einfluss auf die muslimische Kultur der Malediver möglichst gering hält, verhindert gleichzeitig, dass die Einnahmen aus der Branche einer breiten Bevölkerung zu Gute kommen können", so Esther Hautmann, Autorin des Berichts. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die britische Organisation Tourism Concern http://www.tourismconcern.org.uk .

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