pte20081113020 in Leben

Bisher keine Ernteeinbrüche durch Bienensterben

Bestäubungsleistung von 150 Mrd. Euro zukünftig in Gefahr


Durch das Bienensterben drohen in Zukunft Ernteeinbrüche (Foto: pixelio.de/Frühling)
Durch das Bienensterben drohen in Zukunft Ernteeinbrüche (Foto: pixelio.de/Frühling)

Göttingen (pte020/13.11.2008/12:15) Die Insektenbestäubung ist ein oft unbeachteter, aber wesentlicher Faktor in der Landwirtschaft. Der weltweit zu beobachtende Rückgang der Bienenpopulationen hat sich bisher noch nicht negativ auf die Produktion von Kulturpflanzen ausgewirkt, konnten Forscher der Göttinger Universität http://www.uni-goettingen.de zeigen. Ein internationales Team um die Agrarökologin Alexandra-Maria Klein verglich Erträge, Produktion und Landfläche verschiedener Kulturpflanzen seit 1961 und stellte sie in Zusammenhang mit dem Rückgang der bestäubenden Insekten. Ernteverluste stehen dennoch bevor - wenn der Anbau von tierbestäubungsabhängigen Pflanzen weiter zunimmt, alarmieren die Forscher in der Fachzeitschrift "Current Biology".

Der Anteil der von Tierbestäubung abhängigen Kulturpflanzen am landwirtschaftlichen Anbau steigt stetig an: Im Vorjahr war hier ein Plus von 23 Prozent zu verzeichnen, im Jahr 1961 betrug der Zuwachs dagegen nur 14 Prozent. Gleichzeitig wächst die landwirtschaftlich genutzte Fläche um etwa 1,5 Prozent jährlich und schafft neuen Platz vor allem für in der Bioenergie genutzte Ölsaaten oder früchtetragende Pflanzen. Dieser Entwicklung entgegen steht die schrumpfende Zahl der Honigbienenpopulationen wie auch die abnehmende Vielfalt bei Wildbienen und anderen Bestäubern. Bisher sei noch ungeklärt, warum genau es immer weniger Honigbienen gebe, erklärt Andrea Holzschuh, Kleins Kollegin am Institut für Agrarökologie, im pressetext-Interview. "Eine Ursache für den Rückgang der Wildbienen ist jedoch die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten, die Nistmöglichkeiten der Bienen zunehmend verringert."

Die Göttinger Forschungen ergaben zwar, dass es im globalen Kontext bisher noch keine nennenswerten Ernteverluste gibt, die direkt auf den Rückgang der Bestäuber zurückgehen. Doch eine weitere Zunahme der Tierbestäubungs-abhängigen Pflanzen könnte nicht unbegrenzt durch Techniken wie die Handbestäubung ersetzt werden, betont Klein. Notwendig seien daher rechtzeitige Schutzmaßnahmen für Wildbienen und Hummelarten sowie eine gezielte Unterstützung der Imkerei. Wirtschaftlich gesehen erbringen die Insekten eine Bestäubungsleistung von etwa 150 Mrd. Euro pro Jahr. "Sterben die bestäubenden Insekten ganz aus, würde das für den Menschen sehr spürbare Konsequenzen haben. Er müsste auf andere Nahrungsmittel umsteigen oder weitaus mehr auf Handbestäubung setzen", so Holzschuh. Die arbeitsintensive Bestäubung von Blütenpflanzen per Hand wird aus Kostengründen bisher nur in Ländern des Südens in großem Stil eingesetzt.

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