Discounter: Billigpreise durch Ausbeutung
Skandalöse Verhältnisse bei asiatischen Textil-Zulieferern von Aldi und Co
![]() |
Arbeitsbedingungen bei Discounter-Zulieferern im Kreuzfeuer (Foto: cleanclothes.org) |
Berlin/Wien (pte003/12.02.2009/06:15) Die Clean-Clothes-Kampagne http://www.cleanclothes.org hat schwere Arbeitsrechtsverletzungen bei asiatischen Textillieferanten verschiedener Discounter festgestellt. Die Billigpreise bei den Großkonzernen Aldi, Lidl, Walmart, Carrefour und Tesco würden erst aufgrund der Ausbeutung von Beschäftigten möglich, prangert die Organisation in ihrem Bericht "Cashing In" an. Neben alltäglichen Schikanen, sexuellen Übergriffen auf Näherinnen, körperlichen Repressalien und Hungerlöhnen unterhalb der Lebenshaltungskosten berichtet die Kampagne auch von Verboten zur Gründung gewerkschaftlicher Organisationen. Dabei stehe das Geschäftsmodell der Supermärkte der Umsetzung internationaler Arbeitsstandards im Weg. Ihre Marktmacht und Einkaufsstrategie ermögliche, Niedrigpreise aus den Lieferanten zu pressen. Dies mache Discounter zu "Spitzenreitern im weltweiten Wettlauf um die schlechtesten Arbeitsbedingungen".
"Die Unternehmen müssen tatsächlich umsetzen, was sie auf unternehmenspolitischer Ebene angeben, und sich besonders in ihrer Einkaufsstrategie an die eigenen Richtlinien halten", meint Michaela Königshofer von der Clean-Clothes-Kampagne im Gespräch mit pressetext. Obwohl die Konzerne über selbst auferlegte Standards verfügen, sprechen ihre realen Einkaufspraktiken eine andere Sprache. Diese würden bei Zulieferern aus Bangladesch, Thailand, Indien und Sri Lanka zu groben Missständen führen. Während etwa Arbeiterinnen aus Bangladesch bei bis zu 90 Arbeitsstunden pro Woche mit Monatslöhnen zwischen 13,50 und 24 Euro auskommen müssen, liegen die Mindestlebenshaltungskosten in dem Land bei rund 48 Euro monatlich. Keine der untersuchten Supermarkt-Ketten würde ausreichende Gehälter zahlen und Überstunden blieben unbeglichen.
Hierzulande werden derartige Missstände vonseiten der Verbraucher in der Regel abgestraft. Abgesehen vom Ruf der Konzerne beginnen auch ihre Umsätze zu leiden. So haben etwa der Lidl-Spitzelskandal und die Diskussion um mutmaßlich schlechte Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter zu einer schlechten Kundennachrede geführt (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=090209026). "Die Konsumenten können verschiedene Aktionen starten, um auf die Verhältnisse bei den Unternehmen zu reagieren und sich etwa schriftlich oder im direkten Gespräch an die Konzerne wenden", erklärt Königshofer gegenüber pressetext. Die hohen Gewinne der Unternehmen stünden zwar in keiner Relation zu den Hungerlöhnen der Beschäftigten. Dennoch sei ein Aufruf zum Einkaufsboykott keine Lösung und nicht im Sinne der Kampagne. Dieser führe lediglich zum Arbeitsplatzverlust und damit zu noch größerer Armut der betroffenen Arbeiterinnen.
(Ende)Aussender: | pressetext.austria |
Ansprechpartner: | Manuel Haglmüller |
Tel.: | +43-1-811-40-315 |
E-Mail: | haglmueller@pressetext.com |