Pulverfass Irak: Ölpreisflaute bedroht Stabilität
Niedrige Einnahmen und ausbleibende Hilfen gefährden Wiederaufbau
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Öl-Dauertiefpreis: Möglicher Herd für neue Konflikte im Irak (Foto: pixelio.de, Drops) |
Bagdad (pte003/27.02.2009/06:05) Niedrige Einnahmen und ausbleibende Finanzhilfen aus dem Westen gefährden den Wiederaufbau und die ohnehin wacklige Stabilität im Irak. Der Kriegsschauplatz droht damit erneut von Unruhen heimgesucht zu werden. Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage stehen vermehrt Projekte zum Aufbau der zerstörten Infrastruktur des Landes auf der Kippe. Derzeit hat der Staat sogar Probleme damit, die Lohnerhöhungen von Regierungsangestellten und die Gehälter sowie Ausrüstung für Hunderttausende der irakischen Sicherheitskräfte zu bezahlen. Das schwache Ölgeschäft und die nachlassende finanzielle Rückendeckung besonders aus den USA sind in Hinblick auf die sich zuletzt bessernde politische Situation doppelt ernüchternd.
Die selbst erwirtschafteten Einnahmen der irakischen Regierung konzentrieren sich beinahe ausschließlich auf das Ölgeschäft. Noch im Sommer des Vorjahres bewegte sich der Ölpreis bei Spitzen von rund 140 Dollar je Barrel. Angesichts der dadurch hohen Liquidität des Iraks wurden in den USA Stimmen laut, die den Sinn von Zahlungen zum Wiederaufbau "an ein derart reiches Land" anzweifelten und offenbar sogar die Forderung nach Rückzahlungen an die US-Steuerzahler andachten, berichtet die New York Times. Mittlerweile bewegt sich der Preis pro Barrel Öl hingegen nur mehr bei etwa 40 Dollar. Angesichts der Bedürfnisse der irakischen Bevölkerung nach Infrastrukturmaßnahmen wie dem Ausbau von Elektrizitäts- und Wasserversorgung oder Bildungsmöglichkeiten steigt nunmehr der politische Druck. Verzögern sich die Projekte, sitzt der Irak erneut auf einem Pulverfass.
Der mögliche Ausbruch neuer Konflikte im ölreichen Irak würde sich umgekehrt wiederum in der Ölpreisentwicklung niederschlagen. "Geopolitische Risiken und Konflikte sind im Ölpreis erkennbar", erklärt Sintje Diek, Analystin bei der HSH Nordbank http://www.hsh-nordbank.de , im Gespräch mit pressetext. Es bestehe jedoch die Frage, ob sich der Wert stärker von der konjunkturell bedingt geringen Nachfrage oder vom Aufkeimen neuer Konflikte beeinflussen lässt. "Politische Turbulenzen haben zwar einen Effekt auf die Preisentwicklung. Ihre Auswirkungen bleiben angesichts der Wirtschaftskrise derzeit jedoch vergleichsweise gering", meint die Expertin. In den kommenden Monaten würden die Ölpreise wieder moderat ansteigen. Bis Ende des dritten Quartals sei ein Wert von 45 bis 55 Dollar je Barrel zu erwarten.
"Die OPEC wird die Förderkürzungen weiterhin implementieren und die Erdölförderung möglicherweise weiter drosseln. Derzeit ist der Markt schlichtweg überversorgt, wie an den Lagerbeständen erkennbar ist. Erholt sich die Konjunktur gegen Jahresende jedoch wieder, wird auch die Ölnachfrage wieder steigen", so Diek gegenüber pressetext. Bis Jahresende dürfte der Ölpreis daher auf rund 65 Dollar pro Fass klettern. Die finanziellen Engpässe der irakischen Regierung sind neben dem niedrigen Ölpreis unterdessen auch vom Schrumpfen der Hilfszahlungen aus dem Westen bedingt. Angesichts der US-Kriegskosten von über 400 Mrd. Dollar bis 2013 erwägt Präsident Barack Obama bereits einen rascheren Truppenabzug. Schon 2010 könne damit begonnen werden, die Zahl der US-Soldaten bis Ende 2011 von 140.000 auf 40.000 zu verringern. Experten zufolge besteht für Krisengebiete wie den Irak oder Afghanistan aufgrund der Wirtschaftskrise die akute Gefahr, dass der prozentuale Anteil von Entwicklungshilfe am BIP der Industrieländer sinkt (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=090218003). In Folge würden der Wiederaufbau erschwert und Unterentwicklung, Armut sowie Gewaltwirtschaft zunehmen.
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