Megastädte drohen Indien zu erdrücken
"Urbanisierung birgt nicht nur Risiken"
Indien droht stärkere Slumbildung (Foto: pixelio.de, christiaaane) |
Neu Delhi/Genf (pte005/16.05.2009/13:10) Das rasante Bevölkerungswachstum und die zunehmende Verstädterung haben der indischen Wirtschaft schon in vergangenen Jahrzehnten zugesetzt. Konjunktureller Abschwung, stärkere Landflucht und weitreichende Arbeitslosigkeit drohen die Situation nunmehr weiter zu verschärfen und Armut zu schüren. Zwar sind Urbanisierung und wachsende Weltbevölkerung kein ausschließlich indisches, sondern ein globales Problem. So sind neben Schwellen- und Entwicklungsländern auch Industriestaaten betroffen. Den Vereinten Nationen (UN) http://www.un.org nach sprießen Megastädte in Indien jedoch so schnell wie nirgendwo sonst. Angesichts des rasanten Wachstums neuer urbaner Regionen hinkt der Ausbau der notwendigen Infrastruktur hinterher. Ökonomen zufolge könnte dies mehrere Jahre unterdurchschnittlichen Wachstums, mehr Armut und eine verstärkte Slumbildung zur Folge haben.
"Verstädterung ist nicht unbedingt ausschließlich negativ zu betrachten, wenn man etwa an die Möglichkeit zu einer weitreichenderen Gesundheitsvorsorge denkt. Somit birgt Urbanisierung nicht nur Risiken", meint Julia Jakob, Sprecherin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) http://www.dsw-online.de , im Gespräch mit pressetext. Zwar sei das Bevölkerungswachstum in Indien höher als in anderen Ländern und die hohe Slumbildung erweise sich als großes Problem. Zudem bestehe Nachholbedarf bei der Schaffung von Grundlagen für die Menschen. "Urbanisierung kann jedoch auch Lösungsmöglichkeiten bieten, um dem Armutswachstum vorzubeugen", erklärt Jakob. So verweist auch ein UN-Bericht auf die "potenziellen Vorteile der Urbanisierung für eine nachhaltige und armutsmindernde Entwicklung". Um diese nutzen zu können, seien ein rascher Infrastrukturaufbau und eine "positive Sichtweise" der Verstädterung erforderlich, betont die Expertin gegenüber pressetext.
In den vergangenen beiden Jahrzehnten ist die Anzahl an indischen Städten mit über einer Mio. Einwohnern von 23 auf 41 gewachsen. Zwar lebt mit rund 70 Prozent der Bevölkerung nach wie vor der Großteil auf dem Land. 25 der 100 weltweit am schnellsten wachsenden Metropolen befinden sich dennoch in Indien, China folgt mit acht Städten auf Platz zwei. Die zunehmende Landflucht bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit verstärkt den Prozess der Slumbildung und erhöht die Anzahl an Megastädten mit mehreren Mio. Einwohnern. Während Indiens Städte Angaben der UN zufolge bis 2030 um weitere zehn Mio. Menschen anschwellen sollen, bedürfen die so entstehenden urbanen Regionen höherer Ausgaben für Energieversorgung, Straßenbau und andere Infrastrukturmaßnahmen.
Ökonomen gehen davon aus, dass Indiens Wirtschaft mit mehr Engpässen und Leistungsschwächen konfrontiert sein wird, sollte die Regierung die Herausforderungen der Urbanisierung nicht bewältigen. Einem Bericht des Wall Street Journals nach könnte so das bislang schnelle Wirtschaftswachstum unter Druck geraten. Während das Bruttoinlandsprodukt des Schwellenlandes in den vergangenen fünf Jahren mit 8,8 Prozent überdurchschnittlich stark gewachsen ist, kosten die besonders in den Bereichen Energieversorgung und Straßenbau unzureichenden Infrastrukturbedingungen bis zu zwei Prozent an Wachstum pro Jahr. Neben einem niedrigeren Wirtschaftswachstum könnten Armut und Verfall die Folgen von Bevölkerungswachstum und Urbanisierung sein.
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