Experten scheuen wirtschaftliche Eiszeit im Iran
Handel leidet unter schlechten zwischenstaatlichen Beziehungen
Iran-Konflikt: Internationale Beziehungen beeinflussen Geschäfte (Foto: pixelio.de, dieter haugk) |
Berlin/Teheran (pte024/17.06.2009/11:55) Der Iran-Konflikt hat die internationalen Beziehungen zu dem ohnehin streng beobachteten Staat erschüttert. Eine koordinierte Vorgehensweise, wie mit der harten Politik des amtierenden Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad umzugehen sei, existiert bislang nicht. Nicht zuletzt deshalb zeigt sich sowohl die iranische als auch die deutsche Wirtschaft besorgt über die weitere Entwicklung, sollte die internationale Staatengemeinschaft dem Iran die Daumenschrauben ansetzen. So wurde dem Land schon aufgrund seines Atomprogramms laufend mit Sanktionen gedroht. Während sich die USA mittlerweile in Zurückhaltung üben, fordert die deutsche Bundesregierung eine restlose Aufklärung über die Präsidentenwahl sowie die Gewährleistung von Demonstrations-, Presse- und Meinungsfreiheit.
Vonseiten der im Iran tätigen Unternehmen werden die Chancen in einem politischen Wandel zugunsten der Opposition erkannt. Diese suche die Öffnung nach Europa und einen Dialog mit den USA, worin Wirtschaftstreibende Geschäftschancen wittern. Übereilte Sanktionen könnten hingegen zu einer wirtschaftlichen Eiszeit mit dem wichtigen Handelspartner führen. "Die Frage ist vielmehr, ob Sanktionen überhaupt etwas nützen", meint Henning Klodt, Globalisierungsexperte und Leiter des Zentrums Wirtschaftspolitik beim Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel http://www.ifw-kiel.de , im Gespräch mit pressetext. Die Geschichte habe gezeigt, dass dies nicht unbedingt der Fall sei. "Sanktionierende Maßnahmen treffen häufig die Bevölkerung, nicht unbedingt jedoch die Machthaber", erklärt Klodt. Allerdings verfüge die Politik kaum über andere politische Hebel als Sanktionen. "Tatenlos zusehen stellt keine Lösung dar. Ich möchte den Politikern aber derzeit keinen Rat zu ihrer Vorgehensweise geben", stellt Klodt gegenüber pressetext klar.
Deutsche Firmen, die mit iranischen Unternehmen Geschäftsbeziehungen unterhalten, verhalten sich im Moment abwartend. Den zwischenstaatlichen Beziehungen kommt in Hinblick auf die weiteren Geschäfte in dem Land eine hohe Bedeutung bei. So agiert Deutschland nach China als zweitgrößter Lieferant in den Iran. Während die Exporte im Vorjahr noch auf knapp vier Mrd. Euro zulegen konnten, ist der bilaterale Handel im ersten Quartal 2009 sowohl an Ein- als auch Ausfuhren um jeweils 22 Prozent geschrumpft. Wie das Handelsblatt berichtet, macht die Wirtschaft dafür "vor allem die 'Entmutigungspolitik' der Bundesregierung verantwortlich, die deutschen Firmen wegen des Atomprogramms dazu rät, auch legale Geschäfte mit dem Iran einzuschränken". Im Falle einer Eskalation und einer Verschlechterung der zwischenstaatlichen Beziehungen sei damit zu rechnen, "dass viele Unternehmen ihre Aktivitäten einstellen".
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