pte20091009024 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Fürsorge verschlimmert den Schmerz

Angehörige von Patienten im Fokus der Schmerzforschung


Das familiäre Umfeld beeinflusst stark wie sich ein Schmerz entwickelt, (Foto: aboutpixel.de/Yarik)
Das familiäre Umfeld beeinflusst stark wie sich ein Schmerz entwickelt, (Foto: aboutpixel.de/Yarik)

Berlin/Dresden (pte024/09.10.2009/13:50) Angehörige von Patienten mit chronischen Schmerzen können durch ihre Unterstützung das Leiden verbessern, aber auch verschlimmern. Zu diesem Schluss kommen Experten am Deutschen Schmerzkongress http://www.schmerzkongress2009.de , der derzeit in Berlin stattfindet. Die Familie hat mehr Einfluss auf den Patienten als der Therapeut und entscheidet über Genesung oder Verschlimmerung chronischer Schmerzen mit. "Entscheidend ist vor allem die der Art, in der Unterstützung erfolgt. Fürsorgliches Verhalten kann negative Folgen haben, soziale Unterstützung wirkt hingegen positiv", berichtet Ulrike Kaiser, Therapeutin am Schmerzzentrum des Uniklinikums Dresden http://www.neuro.med.tu-dresden.de/usc , im pressetext-Interview.

Positiv für die Therapie sei Zuwendung des Partners vor allem dann, wenn sie in sozialer und emotionaler Weise erfolgt. "Mehrere Studien zeigen, dass Patienten weniger depressiv sind und in Folge auch weniger Schmerzen verspüren, wenn sie in ihrem Leiden ausreichende soziale Unterstützung erfahren", so die Expertin. Jedoch auch die Möglichkeit einer negativen Beeinflussung des Leidens durch Angehörige besteht. "Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie dem Patienten durch fürsorgliches Verhalten unangenehme Tätigkeiten abnehmen. Das mag zwar mittelfristig eine Erleichterung bringen, jedoch langfristig erschwert es ihm, selbst im Alltag zurecht zu kommen."

Wenngleich die Ursache für diesen Zusammenhang noch nicht genau bestimmt ist, nimmt man an, dass Inaktivität die Konzentration auf den Schmerz erhöht und unangenehme Tätigkeiten verstärkt durch Schmerzen vermieden werden. Auch der Verlust der Selbstwirksamkeit könnte eine Ursache sein. "Patienten haben dann den Eindruck, sie kriegen alles nicht mehr hin, was die Depressivität auch verstärkt", so Kaiser. Schließlich bestehe ein Zusammenhang zwischen Aktivitätsverlust mit Muskelabbau, was ebenfalls negativ für das Schmerzgefühl sei.

Den Schmerzpatienten empfiehlt die Expertin, körperlich und sozial stets aktiv zu bleiben. "Man sollte daher lernen, sich der eingeschränkten Leistungsfähigkeit anzupassen, jedoch nach Möglichkeit weiter arbeiten, sich um die Kinder kümmern, Kulturveranstaltungen besuchen oder eben die persönlichen Lebensziele weiter verfolgen." Die Hilfe von Partner und Angehörigen sollte sich im Alltag darauf konzentrieren, diese Aktivität zu unterstützen. Gleichzeitig sei es jedoch wichtig, Grenzen zu akzeptieren, die der Schmerz mit sich bringt. "Auch bei Überforderung droht die Chronifizierung." Sehr sinnvoll sei es, in der Therapie von bei chronischen Schmerzen auch die Angehörigen zu berücksichtigen. "Paargespräche sind in den Ordinationen heute weniger üblich als noch den 80er und 90er Jahren. Das Thema sollte wieder mehr in Diskussion kommen", so Kaiser.

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