Twitter zugleich Fluch und Segen für Blogger
Zahl der Blog-Beiträge sinkt - Traffic steigt
Gezwitscher hat Blogosphäre dramatisch verändert (Foto: Twitter) |
Wien (pte003/28.11.2009/06:05) Twitter hat die Blogosphäre nachhaltig verändert. Mit dem rasanten Aufstieg des Microbloggingdienstes haben sich auch die Aktivitäten "klassischer" Blogger deutlich verschoben. Die Anzahl der Blogeinträge wurde weniger, dafür brachte Twitter den Blogs teils immense Zugriffssteigerungen. Auch jüngste Statistiken bestätigen, dass sich die Welt der Weblogs in den letzten drei Jahren dramatisch geändert hat.
Kurzbeiträge fallen weg
"Ich konnte bei mir selbst und anderen Bloggern feststellen, dass je stärker Twitter wurde, desto weniger 'Kurzmeldungen' verfasst wurden", sagt Luca Hammer, Blogger und CIO der Mehrblick OG http://mehrblick.at , im pressetext-Interview. Kleinere Geschichten aus dem Alltag, über die schnell einmal berichtet wurde, seien aus den Weblogs zu Twitter übersiedelt. Das habe sich auf die Menge der Blogbeiträge ausgewirkt.
"Zugleich bekommen jedoch analytische, längere Artikel nun mehr Platz und Aufmerksamkeit", so Hammer weiter. Das bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Erhebung von Postrank http://www.postrank.com , wonach die Lebensdauer einzelner Blogposts gestiegen ist. 2007 wurden 94 Prozent der Leseraktivitäten zu einem Blogbeitrag noch innerhalb des ersten Tages verzeichnet. Derzeit liegt der Anteil am ersten Tag nach Erscheinen bei nur mehr 64 Prozent. Das bedeutet, dass heute 36 Prozent der Leserinteraktion (Engagement) erst nach den ersten 24 Stunden entstehen.
"Twitter löst das Bloggen keinesfalls ab, weltweit ist weiterhin ein Wachstum zu sehen. Was sich jedoch zeigt, ist, dass viele Nutzer seltener Beiträge schreiben und kurzgefasste Postings durch den Rost fallen", meint auch Branchenkenner Klaus Eck, Inhaber von Eck Kommunikationhttp://www.eck-kommunikation.de , im Gespräch mit pressetext. Qualität werde sich in Zukunft noch stärker durchsetzen. Mancher Blogger habe in einer ersten Euphorie wohl auch den Zeitaufwand, den das Betreuen eines Weblogs mit sich bringt, schlichtweg unterschätzt, glaubt Eck.
Verlust von Backlinks
Das Hauptproblem, das durch Twitter entstanden ist, sieht Hammer darin, dass es nun einen starken Verlust an Links gebe. "Hat man früher für gute Artikel viele Backlinks bekommen, so sind es heute Tweets. Das wirkt sich natürlich auf die Googlesuche und die meisten Blogrankings aus." Laut der Postrank-Analyse sind die sogenannten Trackbacks seit 2007 von 19 auf nur mehr drei Prozent gesunken, während die Auseinandersetzung mit Blogbeiträgen bzw. -themen in Social Networks von einem auf 29 Prozent zugelegt hat.
Hammer wünscht sich auch einen intensiveren Diskurs innerhalb der Blogosphäre zu dem Thema. "Ich erwarte mir keine schnellen Links, sondern Beiträge, die sich mit anderen auseinandersetzen und nicht nur die eigene Meinung beinhalten", so der Blogger gegenüber pressetext.
Twitter steigert Traffic
Die Popularität von Twitter hat den Bloggern zugleich auch einen großen Nutzen gebracht. Wer seine Beiträge über die Seite bewirbt, kann damit den Traffic im eigenen Blog deutlich steigern. "War es früher schwierig als unbekannter Blog in kurzer Zeit viele Besucher zu bekommen, kann es durch Twitter passieren, dass man innerhalb weniger Stunden mehrere Tausend Zugriffe bekommt", erklärt Hammer. Natürlich profitierten davon auch bekannte Blogs - je besser das eigene Twitter-Netzwerk sei, desto mehr Leser könne man anlocken.
Um die Zukunft der Blogosphäre muss sich niemand sorgen machen. Die Blogging-Zahlen steigen weiter, während die Seitenaufrufe direkt auf Twitter derzeit stagnieren (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/091123022/). Während Eck davon ausgeht, dass jedenfalls hierzulande noch viel Potenzial für Twitter offen ist, glaubt Hammer, dass "der Hype seinen Zenit überschritten hat und die Seite auf ein sinnvolles Maß schrumpfen wird". Die Zeit der Gesamtblogosphäre sei vorbei. "Die Blogs werden differenzierter. Es werden sich Subblogosphären bilden, die immer stärker werden", wirft Hammer einen Blick in die Zukunft.
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