pte20100510026 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Biodiversitätsverlust kommt Wirtschaft teuer

Rapides Artensterben wird enorme Schäden verursachen


Artenreiche tropische Wälder sind weltweit unter Druck (Foto: W. Weitlaner)
Artenreiche tropische Wälder sind weltweit unter Druck (Foto: W. Weitlaner)

New York/München (pte026/10.05.2010/15:25) Die Verluste der Artenvielfalt werden schon bald die Volkswirtschaften von Ländern hart treffen. Zu diesem Schluss kommt die UNO-Studie "Global Biodiversity Outlook" GBO-3 http://gbo3.cbd.int . Einige Ökosysteme befinden sich auf dem besten Weg dazu, so ausgedünnt zu werden, dass sie sich zur menschlichen Nutzung nicht mehr eignen. Beispiele dafür sind die massiv zurückgedrängten Wälder, algenüberwucherte Wasserwege und massenhaft abgestorbene Korallenriffe.

Erst vor wenigen Wochen haben Forscher berichtet, dass das von den Regierungen beschlossene Millenniumsziel eine Verringerung des Artensterbens einzuleiten, nicht erreicht wurde (pressetext berichtete http://www.pressetext.com/news/100503019/ ). "Die Nachrichten sind alles andere als gut", meint Ahmed Djoglaf, Generalsekretär der UN Konvention für biologische Diversität (CBD) http://www.cbd.int . "Der Artenschwund ist sogar schlimmer als je zuvor und könnte bis zu 1.000 mal höher sein als in der Vergangenheit." Zwischen 1970 und 2006 ist die Zahl der Wirbeltiere um etwa ein Drittel gesunken.

Artenvielfalt: Lebenswichtig für den Menschen

Um den Menschen vor Augen zu halten, wie viel Ökosysteme Wert sind, wurde das Projekt Economics of Ecosystems and Biodiversity TEEB http://www.teebweb.org ins Leben gerufen, das den monetären Wert einzelner Habitate errechnen soll. In diesen Hochrechnungen sind "natürliche Dienstleistungen" wie etwa Lieferung von sauberem Trinkwasser, Regen für die Landwirtschaft, Erlös aus der Fischerei und Naturtourismus miteinbezogen.

Allein der jährliche Verlust der Wälder wurde mit zwei bis fünf Billionen Dollar berechnet. "Viele Wirtschafter sind blind über den hohen Wert der Vielfalt von Tieren, Pflanzen und anderen Lebensformen und ihre Rolle in gesunden und funktionierenden Ökosystemen", meint UNEP-Direktor Achim Steiner.

"Die Menschen haben die Illusion entwickelt, dass wir irgendwie ohne Biodiversität überleben können oder dass dies nur von peripherer Bedeutung für das Funktionieren unserer Welt ist." Angesichts der Tatsache, dass der Planet mehr als sechs Mrd. Menschen - und 2050 mehr als neun Mrd. Menschen - ernähren müsse, sei das wesentlich für das Überleben.

Wert eines Ökosystems

TEEB-Forscher haben errechnet, dass die Regierung von Vietnam zur Wiederaufforstung von rund 12.000 Hektar Mangroven insgesamt 1,1 Mio. Dollar ausgegeben hat, sich dabei allerdings Dämme und Schutzwälle im Wert von rund 7,3 Mio. Dollar erspart hat. Ähnliche Hochrechnungen könnte man auch bei Flüssen und Kanälen anstellen, bei denen die Algenplage sämtliche Fische vernichtet hat und die sich zudem auch nicht mehr als Trinkwasserreservoirs eignen.

Einige Forscher wie etwa der Korallenexperte Christian Wild, Leiter der Coral Reef Ecology Arbeitsgruppe am GeoBio-Center München http://www.palmuc.de/core halten von solchen Hochrechnungen nicht viel. "Solche Berechnungen des ökonomischen Wertes von komplexen Ökosystemen sind wohl aus der Schwierigkeit entstanden, Entscheidungsträgern in der Politik den ökologischen Wert eines Ökosystems zu vermitteln", erklärt Wild im pressetext-Interview. Der Hektarwert eines Korallenriffs wurde zwischen 130.000 und 1,2 Mio. Dollar berechnet.

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Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
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