Fußball-WM macht Afrika selbstbewusst
Afrikanist: "Katastrophenbild wird endlich korrigiert"
Afrika ist längst nicht mehr nur Krisen, Krankheiten und Katastrophen (Bild: pixelio.de/Parszyk) |
Leipzig (pte032/11.06.2010/13:55) Die Fußball-WM in Südafrika gibt dem gesamten afrikanischen Kontinent die Chance, der Welt ein neues Bild von sich zu vermitteln. Das betont Helmut Asche, Direktor des Instituts für Afrikanistik der Universität Leipzig http://www.uni-leipzig.de/~afrika/ im pressetext-Interview. "Es ist wie bei der WM in Deutschland, die der Welt ein etwas freundlicheres Bild des deutschen Nationalcharakters vermittelt hat. Ebenso ist es Zeit, unser durch Krisen, Kriegen, Katastrophen und Krankheiten geprägtes Afrikabild zu korrigieren", so der Experte.
Bestätigung des neuen Selbstbewußtseins
Die WM sei eine wichtige Rückendeckung für das steigende Selbstbewusstsein des Kontinents, was zugleich ein weiterer Beitrag zu seiner Konsolidierung sei. "Allen Zweiflern zum Trotz hat es Südafrika geschafft, die WM auf die Beine zu stellen. Das stärkt den Stolz ganz Afrikas", so Asche. Die Erstarkung des Selbstbewusstseins beruhe bisher besonders auf den neuen Handelspartnern China, Indien und Brasilien. Diese erlauben dem Kontinent mehr Wahlmöglichkeiten und somit selbstbewussteres Auftreten gegenüber dem Westen.
Aus Sicht der Wirtschaft steht Afrika für den Leipziger Ökonom und Politologen "blendend" da. "Das Wachstum dauert schon seit Ende der 90er-Jahre an. Dass Afrika sich rasch von der Wirtschaftskrise erholen würde, haben alle erwartet - jedoch nicht, wie schnell dies vor sich ging". Der Afrikaexperte Paul Vallely führt dies in der Zeitschrift "The Independent" auf die fehlenden Verflechtungen mit dem Westen zurück, was sonst ein Problem, nun aber ein Schutz vor den schlimmsten Ausprägungen der Krise sei.
Region erstarkt enorm an Stabilität
Weitere ökonomische Vorteile sind für den britischen Experten Vallely die hohen Vorkommen an Schlüsselressourcen und den Schuldenerlass der G8-Staaten 2005, der es den Regierungen erlaubte, frühere Zinsenausgaben in Infrastruktur und Bildung zu investieren. Binnen zehn Jahren ist der Anteil der Kinder mit Grundschulbesuch von 58 auf 75 Prozent gestiegen, auch die Gesundheitsausgaben stiegen in den ärmsten Ländern laut Berichten des internationalen Währungsfonds. Zudem bringe die hohe Fertilität nicht nur Probleme mit sich, denn mit zunehmender Arbeitskraft und Urbanisierung wächst auch der eigene Konsum des Kontinents.
Wichtige Probleme wie Armut oder Bedrohung durch Klimawandel bestehen weiter. Politisch ist der Kontinent allerdings so friedlich wie seit Jahrzehnten nicht. "Neben den Konflikten in Somalia, Ostkongo und Darfur gibt es in der Region keine Kriege mehr", so Asche. OECD-Daten zeigen darüber hinaus, dass Unruhen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sind und auch Diktaturen sind am Verschwinden. Während es am Ende des kalten Krieges nur fünf funktionierende Demokratien gab, sind es heute bereits über 30.
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