Verzicht auf Fleisch und Milch schützt das Klima
Experte: "Rückkehr zum Sonntagsbraten wäre ideal"
Der Fleischhunger der reichen Länder bekommt dem Klima schlecht (Foto: pixelio.de/powerled) |
Potsdam (pte027/28.06.2010/13:55) Wenn die Menschen weniger Fleisch und Milch konsumieren als bisher und die Landwirtschaft mehr auf Klimaschutz achtet, reduziert das bis 2055 den Methan- und Lachgasausstoß der Landwirtschaft um über vier Fünftel. Zu diesem Schluss kommen Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) http://www.pik-potsdam.de im Fachmagazin "Global Environmental Change". "Was wir im Supermarkt einkaufen entscheidet am meisten darüber, wie viele Treibhausgase die Landwirtschaft ausstößt", so Studienleiter Alexander Popp im pressetext-Interview.
In Computermodellen verglichen die Forscher verschiedene Zukunftsszenarien, die Entwicklungen wie etwa den erwarteten Bevölkerungsanstieg berücksichtigen. Verglichen mit einem Szenario der weiteren Bedarfszunahme für Fleisch- und Milchprodukte, kann ein Verzicht darauf Erstaunliches bewirken, so das Ergebnis. Bis zum Jahr 2055 könnten die Emissionen von Lachgas und Methan um 84 Prozent vermindert werden, wenn alle zehn Jahre der Bedarf dafür pro Person um jeweils ein Viertel vermindert wird. Einen geringeren Effekt hätten technische Verbesserungen der Landwirtschaft wie optimierte Fütterungs- und Düngepraxis.
Kuhmagen erwärmt das Klima
Es gibt direkte und indirekte Gründe, warum zu viel Fleisch und Milch dem Klima schaden. Teilweise werden Treibhausgase direkt verursacht. "Die Verdauung der Kühe produziert viel Methan, jedoch auch die Lagerung der Gülle und ihre Einbringung auf die Felder. Weiters ist auch das Futtermaterial beteiligt, das bei dem indirekten Weg über die Kuh viel schlechtere Energieeffizienz aufweist als wenn es der Mensch direkt verzehren würde", erklärt Popp.
Daneben gibt es indirekte negative Folgen des Milch- und Fleischverzehrs, die besonders zum CO2-Ausstoß beitragen. Dazu gehört in erster Linie die Veränderung der Landnutzung wie etwa die Abholzung der Tropenwälder (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/091009018/ ). "Rechnet man diesen Faktor mit ein, so ist die Landwirtschaft für bis zu einem Drittel des vom Menschen verursachten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich", so der Potsdamer Forscher.
Umstellung der Speisekarte in der Kantine
Klimabewusste Konsumenten halten sich bei Käse, Milch und Fleisch zurück, so Popp. "Es geht nicht um Totalverzicht, sondern um eine Rücknahme. Ideal wäre es, den Fleischkonsum wieder wie früher auf den Sonntagsbraten zu verringern statt täglich in der Kantine Rind, Schwein oder Huhn zu essen."
Bevor globale strategische Maßnahmen ergriffen werden, müssen allerdings noch einige Ungereimtheiten gelöst werden. Dazu gehört etwa der Aspekt der Gerechtigkeit. "Die Industrieländer mit hohem Einkommen haben einen besonders hohen Fleisch- und Milchkonsum, im Gegensatz zu Entwicklungsländern wie Bangladesh", erklärt der Forscher. Zudem müssen sinnvolle Alternativen für die Proteinzufuhr gefunden werden.
Originalartikel unter http://dx.doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001
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