pte20101110047 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Choleraepidemie bedroht Haiti

Ärzte ohne Grenzen: "Höhepunkt noch lange nicht erreicht"


Brüssel/Frankfurt (pte047/10.11.2010/14:30) Die Cholera-Epidemie in Haiti spitzt sich zu. Bisher gibt es offiziell 8.138 Spitalsbehandlungen und 544 Todesopfer aufgrund von Cholera, nun ist auch der erste Fall in der Hauptstadt Port-au-Prince bestätigt. "Das Ausmaß der Seuche ist bisher kaum abzusehen. Klar ist, dass wir erst am Beginn stehen und dass die Spitze noch nicht erreicht ist", berichtet Rosa Crestani, medizinische Koordinatorin des Haiti-Notfalleinsatzes bei Ärzte Ohne Grenzen http://www.msf.org , im pressetext-Interview.

Wie das Cholera vibrio-Bakterium die Karibikinsel erreichte, die vor genau zehn Monaten von einem Erdbeben völlig vernichtet wurde, wird derzeit noch untersucht. In Haitis Geschichte gab es keine Fälle, bis Ende Oktober die ersten Symptome gesichtet wurden. "Die Verbreitung geschieht vor allem durch schlechte hygienische Bedingungen. Viele Menschen leben noch immer in den Zelten der Notlager und viele weitere in den Slums", so Crestani. Bei den weiteren zu erwartenden Fällen in der Stadt falle zumindest die medizinische Versorgung leichter.

Aufklärung und Salzlösung

Epidemiologischen Schätzungen zufolge könnten bis zu zwei Prozent der Bevölkerung an Cholera erkranken, in der Stadt sogar bis zu sechs Prozent. "Allerdings wird der Kampf gegen Cholera in Haiti eines Tages gewonnen sein", ist die Expertin überzeugt. Diesen führt man vor allem durch Gesundheitskampagnen. "Die Menschen werden dabei aufgeklärt, welche Vorsorge sie etwa in der Hygiene treffen können. Wichtig ist auch zu vermitteln, dass man so schnell als möglich in ein Cholera-Behandlungszentrum geht, sobald bestimmte Symptome auftreten."

Gegen diese Symptome - konkret starker Durchfall und Erbrechen - richtet sich auch die Behandlung, die laut Crestiani nach einem einfachen Protokoll verläuft. "Da die Patienten dehydriert sind, behandelt man milde Fälle oral mit salzhaltigen Lösungen, bei schlimmeren Fällen intravenös. Antibiotika senken zwar die Bakterienzahl, sind keine Lösung. Sie werden daher nur bei besonders schweren Erkrankungen verabreicht." Wer rechtzeitig behandelt wird hat gute Chancen, sich schon in zwei Tagen wieder zu erholen.

Touristenparadies außer Gefahr

Lateinamerikanische Medien berichten von einzelnen Cholera-Verdachtsfällen auch in der benachbarten Dominikanischen Republik. "Bestätigungen oder gar Reisewarnungen seitens des Auswärtigen Amtes gibt es bisher nicht", betont Uta Idstein von der Agentur C&C, die für die deutsche und schweizerische PR des dominikanischen Fremdenverkehrsamtes http://www.godominicanrepublic.com betraut ist, gegenüber pressetext.

Eine Übergreifen der Krankheit auf das Urlaubsland sei zudem nicht zu erwarten. "Die touristischen Gebiete der dominikanischen Republik liegen weit von der Grenze zu Haiti entfernt. Es gibt gute Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze zu Haiti wie etwa das Verbot des Lebensmittelimportes oder des Handels mit frisch gepressten Säften. Zudem verfügt das Land über gechlortes Trinkwasser und ein funktionierendes Kanalsystem."

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