200 Mio. Euro Steuergeld für Giftmülldeponie nötig
Studie drängt auf Sanierung der Deponie in Wiener Neustadt
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Altlast-Grundstück: Giftmüll der Deponie ist ernstes Problem für das Grundwasser (Foto: Balsa) |
Wiener Neustadt (pte004/16.11.2010/08:30) Die Sanierung der Aluschlackendeponie "Berger/Almeta" westlich von Wiener Neustadt wird dem österreichischen Steuerzahler künftig 200 bis sogar 300 Mio. Euro kosten. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin "Report Plus" http://www.report.at in seiner kommenden Ausgabe unter Berufung auf Insiderquellen. Das Problem der als "N6" bezeichneten Giftmülldeponie könnte damit noch größer sein als jenes der 130 Mio. Euro teuren Sanierung der "Fischer-Deponie" im nahen Theresienfeld, die in den 80er- und 90er-Jahren die österreichischen Gerichte und Medien beschäftigte.
Gefahr für das Grundwasser
Rund 700.000 Tonnen Aluminiumschlacke aus russischem Ausgangsmaterial hat die Sollenauer Firma Almeta in den 70er- und 80er-Jahren in Wiener Neustadt deponiert. Die Abfälle wurden 500 Meter von der Südautobahn entfernt bei einem Waldstück südwestlich der Stadt vergraben, gemeinsam mit 200.000 Tonnen Bauschutt. Vorrichtungen des Grundwasserschutzes besitzt die Deponie, deren Boden nur zwei Meter über den höchsten Grundwasserständen liegt, keine. Deshalb ist anzunehmen, dass seit Jahren Ammonium, Nitrat, Sulfate und ähnliches ins Grundwasser der Mitterndorfer Senke auslaufen.
Nachdem die Eigentümerin der Deponie Helene Berger verstarb und die Erben das Giftmüll-Grundstück ablehnten, fiel es an die Republik. Die Firma Almeta existiert weiterhin als Holding. Früher ausgestellte Verträge sind jedoch kaum derart detailliert verfasst, dass daraus Haftungen entstehen dürften. In welchem Ausmaß das Risiko einer Grundwasserbelastung derzeit und in Zukunft besteht, ließ die Bundesaltlastensanierungs GmbH (Balsa) jüngst von der Montanuniversität Leoben erheben. Die Ergebnisse überraschten in ihrer Deutlichkeit.
Enormes Langzeitproblem auch für die Finanzierung
Mindestens 77 Tonnen Chlorid, 70 Tonnen Nitrat und Calium, 26 Tonnen Natrium und 22 Tonnen Ammonium entweichen demnach jährlich aus der Deponie ins Grundwasser, zudem gelangen jährlich 600 Tonnen Methan und Ammoniak in die Luft. Problematisch ist besonders, dass Aluschlacke schon allein beim Kontakt mit Luftfeuchtigkeit extrem reaktiv reagiert. Während Niederösterreichs Umweltanwalt Harald Rossmann darin zuletzt "keine unmittelbare Gefahr" sah, erwarten die Leobener Studienautoren laut "Report Plus" eine "dramatische Verschärfung der Situation" sowie ein "enormes Langzeitproblem".
Die brisante Studie wird von Umweltministerium und Umweltbundesamt derzeit noch geheim gehalten. "Kommt es zur Sanierung, ist ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen", begründet dies Balsa-Chef Michael Zorzi gegenüber dem "Report Plus". Die Finanzierung der von Insidern kolportierten "200 bis gar 300 Mio. Euro" ist jedoch äußerst ungewiss. So fallen laut den Grünen im neuen Budget bis 2014 rund 48 Mio. Euro des Altlastenbeitrags aus der Zweckwidmung, was die geförderte Altlastensanierung zum Erliegen bringen dürfte. Zudem unterliegen auch die 200 Mio., die derzeit im Altlastensanierungsfonds liegen, in Gefahr einer Kürzung durch das Finanzministerium.
Aluminiumbranche oft nicht nachhaltig
Probleme mit der Endlagerung von Aluminiumabfällen treten immer wieder auf, wie zuletzt am Beispiel des Bauxitschlamm-Unglücks im ungarischen Kolontar verdeutlicht hat. Laut einer Studie der Rating-Agentur oekom http://www.oekom-research.com handeln die meisten Vertreter der Aluminiumbranche nicht nachhaltig, was sich außer in Mängeln bei der Entsorgung giftiger Abfälle auch bei jenen der Menschenrechte oder dem Klimaschutz zeigt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/101007018/ ).
"Report Plus"-Artikel unter http://www.report.at/index.php/bau-immobilien/34-wirtschaft-politik/35112-skandal-um-oeko-altlast-rn6l
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