pte20101207021 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Jahreszeit der Geburt prägt die innere Uhr

Im Winter zur Welt gekommene Mäuse haben mehr Umstellungsprobleme


Wintersonne: Einfluss des Geburtstages ist Biologie, nicht Astrologie (Foto: pixelio.de/Sturm)
Wintersonne: Einfluss des Geburtstages ist Biologie, nicht Astrologie (Foto: pixelio.de/Sturm)

Nashville/Göttingen (pte021/07.12.2010/13:40) Die Jahreszeit, in der man geboren wird, prägt deutlich und langfristig die Funktionsweise der inneren Uhr - und womöglich auch die Persönlichkeit eines Menschen. Das behaupten Forscher der Vanderbilt University http://www.vanderbilt.edu in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience". Verantwortlich machen sie die unterschiedliche Lichteinwirkung der ersten Lebensmonate. "Dass Licht und Klima auf Neugeborene nachhaltig einwirken, ist plausibel", urteilt auch Peter Falkai, Direktor der psychiatrischen Klinik der Universitätsmedizin Göttingen http://www.psychiatrie.med.uni-goettingen.de , gegenüber pressetext.

Wintermäuse leiden mehr an Wintertagen

Die US-Forscher untersuchten Mäusebabys, die im Labor bei bestimmten Lichtverhältnissen zur Welt kamen und unter diesen auch bis 28 Tage nach ihrer Entwöhnung aufwuchsen. Bei der einen Gruppe war dies ein Tagesrhythmus mit 16 Stunden Licht und acht Stunden Dunkelheit, was einem Sommertag entspricht, während bei den "Wintermäusen" das Verhältnis genau umgekehrt war. Nachdem die Mäuse das Erwachsenenalter erreicht hatten, setzte man sie in ständige Dunkelheit und beobachtete sowohl an ihrem Verhalten als auch durch Gehirnuntersuchungen, inwiefern sie unterschiedlich reagierten.

Tatsächlich waren die Aktivitätsmuster der im Winter Geborenen im Dunkeln zeitlich nach hinten verschoben, was sich auch in Genmarkern für die innere Uhr wiederspiegelte. Ihre Umstellungsprobleme auf veränderte Tageslängen - etwa bei stets längeren Dunkelzeiten - waren zudem größer als bei Sommermäusen. Studienleiter Douglas McMahon stellt Vergleiche zum Menschen her. "Erwiesen ist, dass die biologische Uhr unsere Stimmung prägt. Falls ein ähnlicher Mechanismus wie bei den Mäusen vorliegt, hätte das nicht nur Folgen für psychische Störungen, sondern auch auf die Persönlichkeit allgemein", so der Forscher.

Frühe Prägung durch Licht und Klima

Der Göttinger Psychiater Falkai beobachtet in der Praxis eine leichte Häufung von Patienten, die in Wintermonaten geboren wurden. "Eindeutig belegt ist dieser Zusammenhang bisher bei der Schizophrenie, darüber hinaus scheint er auch bei bipolaren Störungen, bei schweren Depressionen und der Winterdepression zu bestehen." Über die Ursachen gebe es viele Spekulationen. "Bisher ging man davon aus, die höhere Verbreitung von Viren im Winter, die unterschiedliche Ernährung oder das fehlende Vitamin D seien daran beteiligt."

Dass die Chronobiologie in der frühen Prägung eine wichtige Rolle spielt, scheint Falkai als "nicht abstrus". Auch mit der Einwirkung auf die Persönlichkeit kann er sich anfreunden. Ähnliche Hinweise liefere auch ein Kulturvergleich. "Südländer haben ein anderes Persönlichkeitsinventar als Menschen im Norden. Hier spielen offensichtlich nicht nur der Erziehungsstil oder die Umgebung mit, sondern auch Licht und Klima", schätzt der Experte. Für vernünftige Hypothesen seien jedoch weitere Experimente nötig.

(Ende)
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