Wikileaks bringt Facebook erneut in Zensur-Kritik
Social Network übt Spagat zwischen freier Meinung und Sperren im Web
Wikileaks: Hitzige Debatte um Meinungsfreiheit im Internet (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann) |
Palo Alto (pte022/13.12.2010/13:50) Die folgenreiche Wikileaks-Affäre hat das weltgrößte Social Network Facebook abermals in eine Debatte um freie Meinungsäußerung im Internet verwickelt. Dem Portal wird zu wiederholtem Male Willkür bei der Sperre von Facebook-Pages vorgeworfen, nachdem es eine Seite von Wikileaks-Sympathisanten vom Netz genommen hat. Die Präsenz der Enthüllungsplattform selbst hat Facebook hingegen nicht aus dem Netzwerk entfernt.
Entwicklungsprozess jedes Massenmediums
"Dass wir in Bezug auf Facebook und Wikileaks eine derart hitzige Debatte erleben, hängt zum einen mit den gigantischen Nutzerzahlen und zum anderen mit der Emotionalität zusammen, mit der diese Debatte geführt wird", meint Medienwissenschaftler Kai-Uwe Weidlich, Geschäftsführer Medien Institut in Ludwigshafen http://www.medien-institut.de , auf Anfrage von pressetext. Dabei ist das, "was wir momentan erleben, wahrscheinlich nichts anderes als ein Entwicklungsprozess, den jedes Massenmedium durchläuft".
Nachdem die Kontroverse um die Veröffentlichung politisch brisanter Daten und die Verhaftung von Wikileaks-Gründer Julian Assange (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/101207019/) zu einem Proteststurm im Web geführt hatten, nutzten Aktivisten Facebook zur Koordination von Hacker-Attacken auf Websites etwa von PayPal oder MasterCard. Mit der Begründung, damit Nutzungsbedingungen verletzt zu haben, führte Facebook Sperren durch. Wikileaks selbst blieb verschont.
Willkür legitim
"Grundlegend betrachtet, behält sich auch jede Zeitung vor, Leserbriefe abzudrucken oder nicht", sagt Weidlich. Den Spagat zwischen der Wahrung von Meinungsfreiheit und einer Informationsselektion muss somit jedes Medium machen. Zunächst ist Facebook zudem ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das über die Nutzung seiner Infrastruktur frei entscheiden kann - insbesondere, wenn gegen seine Nutzungsbedingungen verstoßen wird. "Insofern wäre 'Willkür' legitim und keine Einschränkung der Meinungsfreiheit", so Weidlich gegenüber pressetext. "Aus dieser Perspektive ist das Vorgehen von Facebook also absolut gerechtfertigt."
Vor wenigen Wochen hat Facebooks Streit mit der Satire-Seite Lamebook zu starker Kritik an den Maßnahmen der über 500 Mio. Nutzer zählenden Plattform geführt, nachdem sie die Fanpage der Website und Links zu Lamebook für User unzugänglich gemacht hatte (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/101123015/). Der Vorfall löste eine weltweite Kontroverse über die Macht des Portals im Internet und ihren potenziellen Missbrauch aus.
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