pte20120817011 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Viele Facebook-Freunde deuten auf großes Hirn

Studie stützt Theorie, dass Beziehungen graue Zellen wachsen lassen


Gehirn: bei vielen Freunden vermutlich größer (Foto: pixelio.de, M.Torloxten)
Gehirn: bei vielen Freunden vermutlich größer (Foto: pixelio.de, M.Torloxten)

London (pte011/17.08.2012/13:40) Britische Anthropologen und Psychologen haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Größe des Social-Media-Freundeskreises und der Größe einer bestimmten Hirnregion, nämlich des orbitofrontalen Cortex, gibt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B http://bit.ly/Pfrq0q veröffentlicht. Die Resultate stützen die These, dass die Größe der Gehirne von Primaten durch die Notwendigkeit der Pflege vieler Beziehungen innerhalb einer sozialen Gruppe zustande gekommen ist, wie ReadWriteWeb berichtet.

"Dass bei Menschen mit ausgeprägter sozialer Kompetenz gewisse Hirnregionen größer sind, ist plausibel. Das auf soziale Netzwerke umzumünzen halte ich aber für schwierig. Schließlich sind nicht alle Social-Media-Freunde echt, manche Menschen haben ein Online-Netzwerk mit 10.000 Kontakten. Je größer das Netzwerk, desto mehr Aufwand muss investiert werden. Um Denksport geht es zwar nicht, aber echte Kontaktpflege erfordert Zeit, genau wie bei analogen Beziehungen", sagt Günter Jaritz http://social-media-consulting.at gegenüber pressetext.

Facebook-Gehirne

Die Forscher haben die Ausdehnung verschiedener Regionen des präfrontalen Cortex bei 40 gesunden Erwachsenen untersucht. Dabei haben sie einen linearen Zusammenhang zwischen dem Volumen des orbitalen Bereichs und der Größe der sozialen Netzwerke der Probanden entdeckt. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass Menschen mit großem orbitofrontalen Cortex besser darin sind, die dem Verhalten anderer zugrundeliegenden Gefühle, Überzeugungen, Einstellungen und Wünsche zu interpretieren. Deshalb sollen diese Menschen fähig sein, eine größere Zahl an Beziehungen zu managen.

Schon in den 1990er-Jahren hat Robert Dunbar herausgefunden, dass das Volumen des Neo-Cortex in Primatengehirnen mit der Größe der sozialen Gruppe der Individuen zunimmt. Daraus leitete er die Dunbar-Zahl ab, die Aufschluss über die Menge der bedeutungsvollen Beziehungen, die ein Individuum führen kann, gibt. Die durchschnittliche Dunbar-Zahl liegt bei Menschen bei 150, sie schwankt je nach Person aber zwischen 100 und 230. Dunbar schloss daraus, dass unsere Gehirne nicht gewachsen sind, um uns intelligenter zu machen, sondern um unser Überleben durch sozialen Zusammenhalt zu sichern.

Freunde machen nicht klug

Die britischen Ergebnisse bedeuten nicht, dass neue Facebook-Freunde das Gehirn vergrößern. Stattdessen wird vermutet, dass Menschen mit größerem Gehirn in der Lage sind, weitläufigere Beziehungsnetzwerke zu pflegen und zu erhalten. "Eine pauschale Obergrenze für die Zahl der sinnvoll betreubaren Kontakte gibt es nicht. Das hängt vom Individuum ab. Manche Menschen scheinen tatsächlich von Natur aus in der Lage zu sein, Netzwerke sehr effektiv zu pflegen. Sie merken sich Namen und Gesichter und haben auch mit einigen hundert Kontakten keine Mühe. Bei tausenden Freunden wird es aber schon absurd", so Jaritz.

(Ende)
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