Verstaatlichung von Fannie Mae und Freddie Mac ohne Erfolg
Zinsen für Kredite steigen weiter - Entlastung bislang gescheitert
Verstaatlichung der US-Hypothekenfinanzierer in der Kritik (Foto: freddiemac.com) |
New York/Washington/Kaarst (pte030/30.10.2008/13:55) Die Hypothekenzinssätze der mit staatlicher Hilfe vor dem Konkurs bewahrten US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac steigen weiter. Dies hat dazu geführt, dass die eigentlich beabsichtigte Entlastung privater Hypothekennehmer auf sich warten lässt. Mit der Verstaatlichung konnten beide Unternehmen zwar gerettet werden, die Kritik am Vorgehen der US-Behörden scheint angesichts der steigenden Kosten für Kreditnehmer jedoch nicht zu verstummen. Schließlich belastet die Verstaatlichung beider Konzerne die US-Steuerzahler mit bis zu 100 Mrd. Dollar (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080924026). Wie das Wall Street Journal heute, Donnerstag, unter Berufung auf die für Hypothekenregulierung zuständige Federal Housing Finance Agency berichtet, sei es wegen der Verluste derzeit noch nicht möglich, reduzierte Hauskredite anzubieten.
"Zwangsverstaatlichungen aus der Not heraus wie bei Fannie Mae und Freddie Mac sind für etablierte Volkswirtschaften wie die USA langfristig gesehen absolut tödlich. Dass die Bush-Regierung so kurz nach der Übernahme beider Unternehmen noch keine Erfolge vorweisen kann, ist jedoch nicht verwunderlich", sagt Jörg Urlaub, Vorstand des Vermögensverwalters Incam http://www.incam.de , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Finanzfachmann sei es mit Blick in die Zukunft sehr unwahrscheinlich, dass der Staat beide Hypothekenfinanzierer in seinem Besitz halten wird. "Die Verstaatlichung hat in erster Linie das Ziel verfolgt, beide vor der drohenden Pleite zu retten und wieder Ruhe und vor allem Vertrauen in die Märkte zu bringen", ergänzt Urlaub. Als Erklärung für die bislang gescheiterte Zinssenkung beruft sich die Federal Housing Finance Agency darauf, dass sowohl Fannie Mae als auch Freddie Mac nach wie vor durch erhebliche Schwankungen durch Anleihen-Investoren beeinflusst sind.
Den Beweis für dieses Argument liefern die Geschäftszahlen für diesen Monat. So stiegen die Hypothekensätze für Privatkunden seit Anfang September moderat an. Gestern wurde bekannt, dass sowohl Fannie Mae als auch Freddie Mac vor der staatlichen Kontrolle am 5. September die Zinsraten für Kredite von 6,34 auf 6,64 Prozent hochgesetzt hat. Angesichts der aktuellen Kritik über die Preisgestaltung hat Freddie-Mac-CEO David Moffett angekündigt, bisherige Modalitäten erneut prüfen zu lassen. Demnach müsse in Zeiten wie diesen genau abgewogen werden, zu welchem Preis man als Hypothekenfinanzierer welches Risiko übernimmt, so der Manager weiter. Für Fannie-Mae-CEO Herbert Allison hingegen sei es wichtig, ein Minimum an Kapitalrückflüssen zu erhalten, um sicher wirtschaften zu können. Sei dieses Minimum erreicht, würden Zinsanpassungen durchgeführt und Vergabemodalitäten erneut überarbeitet. Urlaub nimmt den Staat in die Pflicht, da "Regularien transparent aufgebaut werden müssen".
Unterdessen hat sich die US-Regierung wie erwartet mit 125 Mrd. Dollar in neun Großbanken eingekauft. Aufgesplittet gingen die größten Einzelbeträge mit je 25 Mrd. Dollar an Wells Fargo, die Citigroup und JPMorgan Chase, so ein Bericht des Wall Street Journals. Weitere 15 Mrd. Dollar erhielt die Bank of America, die Merrill Lynch nach der Lehman-Pleite für 50 Mrd. Dollar gekauft hatte (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080915015). Je zehn Mrd. Dollar erhalten zudem Goldman Sachs, Morgan Stanley sowie Merrill Lynch. Das für die Einkaufstour der US-Regierung nötige Kapital stammt aus dem 700-Mrd.-Dollar-Notpaket zur Stabilisierung der Finanzmärkte. Davon sind rund 250 Mrd. Dollar für den Kauf von Bankaktien vorgesehen, um notleidenden Finanzdienstleistern unter die Arme zu greifen. "Eine Verstaatlichung hat Vor- und Nachteile. Was die Krise aber zeigt, ist, dass Spekulanten Einhalt geboten werden muss", unterstreicht Urlaub auf Nachfrage von pressetext.
(Ende)Aussender: | pressetext.austria |
Ansprechpartner: | Florian Fügemann |
Tel.: | +43-1-81140-305 |
E-Mail: | fuegemann@pressetext.com |