pte20081128004 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Urintrennung düngt Pflanzen und schont Gewässer

Spezielle Toiletteanlage nutzt sonst problematische Nährstoffe


Urin kann in der Wohnung gesammelt und verarbeitet werden (Foto: eawag)
Urin kann in der Wohnung gesammelt und verarbeitet werden (Foto: eawag)

Dübendorf (pte004/28.11.2008/06:15) Die getrennte Abführung des Urins nach seiner Ausscheidung reduziert nicht nur den Aufwand von Kläranlagen entscheidend, sondern liefert auch einen hochwertigen Dünger. Wissenschaftler am Schweizer Wasserforschungs-Institut Eawag http://www.eawag.ch untersuchen das Potential und die Auswirkungen eines Toilettesystems, das diese Trennung möglich macht und gleichzeitig den gesammelten Urin verarbeitet. Novaquatis http://www.novaquatis.ch , ein abgeschlossenes Projekt des Instituts, erhielt für diese Forschung am gestrigen Donnerstag den hochdotierten Preis für transdisziplinäre Forschung der Schweizer Akademien der Wissenschaften http://www.akademien-schweiz.ch .

Urin ist sehr nährstoffreich. 80 Prozent aller Nährstoffe im Abwasser entstammen aus der gelben Substanz, obwohl es nur ein Prozent des Abwasservolumens ausmacht. Im Abwasser werden diese Nährstoffe jedoch zum Giftstoff, Ammonium belastet die Flüsse und eine Überdüngung durch Phosophor führt zu verstärktem Algenwachstum. Um diese Substanzen herauszufiltern oder umzuwandeln, sind komplizierte Vorgänge mit hohem finanziellen Aufwand in den Kläranlagen notwendig.

Toiletteanlagen, die Urin durch ein eigenes Auffangbecken seperat sammeln, könnten die Lösung des Problems sein. Der Wissenschaftler Kai Udert arbeitet an der Entwicklung kleiner biologischen Reaktoren, die im Haus oder in der Wohnung das Urin auch verarbeiten. "Dieses System soll besonders in Städten zum Einsatz kommen, weil dort die Belastung der Kläranlagen am höchsten ist", erklärt Udert im pressetext-Interview. Kleine, dezentrale Anlagen hätten den Vorteil, dass sie die schrittweise Implementierung erleichterten und weniger Aufwand bedeuteten. Die Reaktoren funktionieren bereits im Labor und in wenigen Pilotanlagen.

Im von der Landwirtschaft geprägten Land Nepal beobachtete Udert, wie Urin gesammelt und direkt auf die Felder verteilt wird. "Urin ist billiger als der gekaufte Kunstdünger und enthält zudem alles, was die Pflanzen brauchen: Stickstoffe, Kalium, Phosphor, Schwefel und andere Nährstoffe". Das Interesse für Urintrennung sei im Land am Himalaya hoch, demnächst würden hier die ersten öffentliche Toiletten mit Trennanlagen ausgestattet. Auch für andere Regionen wie in chinesischen Städten oder in Osteuropa sieht der Verfahrenstechniker große Chancen baldigen Einsatzes der Urintrennung. "Diese Länder haben zunehmend Naturschutzprobleme aufgrund des Abwassers und der mangelnden Klärung", so Udert.

An einigen Orten in der Schweiz und in anderen Ländern wurde das System bereits erfolgreich auf Funktion und Akzeptanz getestet. "Wegen der Vorteile ist es durchaus realistisch, dass diese Anlagen eines Tages weltweit flächendeckend zum Einsatz kommen", so Udert abschließend.

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