pte20090615016 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Unruhen in Teheran: Web schneller als TV und Print

Nutzer berichten beinahe live direkt aus dem Geschehen


Auf YouTube finden sich unzählige Videos zu den Unruhen in Teheran (Foto: youtube.com)
Auf YouTube finden sich unzählige Videos zu den Unruhen in Teheran (Foto: youtube.com)

Teheran (pte016/15.06.2009/11:10) Die gewaltsamen Ausschreitungen in der iranischen Hauptstadt Teheran sind derzeit eines der wichtigsten Nachrichtenthemen in den internationalen Medien. Während die Menschen in der Mio.-Metropole zu Tausenden auf die Straßen gehen, um ihren Protest an dem Wahlsieg des erzkonservativen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad zu bekunden, befindet sich das Internet an vorderster Front der Berichterstattung. So treffen etwa nahezu im Minutentakt Videos von Handy-Kameras auf der Videoplattform YouTube http://www.youtube.com ein, die die Weltöffentlichkeit mit Bildmaterial zu den aktuellen Ereignissen versorgen. Auf Weblogs wie dem Micro-Blogging-Dienst Twitter http://twitter.com berichten Nutzer mithilfe von Hunderten Fotos und Textkommentaren beinahe live direkt aus dem Geschehen. In vielen Fällen sind die Hobby-Journalisten dabei den traditionellen Medien wie TV oder Zeitung zeitlich gesehen um einiges voraus.

"Dem Leser muss zu jeder Zeit klar sein, dass derartige Inhalte nicht professionell journalistisch überprüft worden sind", gibt Eva Werner, stellvertretende Pressesprecherin des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) http://www.djv.de , im Gespräch mit pressetext zu bedenken. Gerade bei so schwerwiegenden Themen wie den aktuellen Ausschreitungen in Teheran sei die Öffentlichkeit auf den professionellen Journalismus angewiesen. "Der Leser muss sich auf die Darstellung der Fakten verlassen können. Bei den Blog-Berichten ist sicherlich eine ganze Menge Wahrheit dabei. Es gibt jedoch keine Qualitätskontrolle und keine Möglichkeit, die dort enthaltenen Informationen auf ihren tatsächlichen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen", erklärt Werner. Insgesamt gesehen sei es zwar immer gut, wenn man Leute habe, die direkt vor Ort über die aktuelle Lage berichten. "Der Bürgerjournalismus hat in dieser Hinsicht aber das Problem, dass es keine Möglichkeit des Nachfragens gibt, um die enthaltenen Informationen journalistischen Kriterien entsprechend zu überprüfen. Für den klassischen Journalismus sind Blogs aber oft ein sehr geeignetes Rohmaterial", betont Werner.

Im Vergleich zur enormen Fülle an nutzergeneriertem Nachrichtenmaterial aus Teheran im Internet fällt die Berichterstattung in den traditionellen Medien eher bescheiden aus. Sogar die großen US-amerikanischen Kabel-TV-Sender wie CNN oder Fox haben anscheinend ernsthafte Schwierigkeiten damit, in puncto Aktualität mit dem Web mitzuhalten. "Die Darbietung der amerikanischen Kabelnachrichten, insbesondere die von CNN, haben am Samstag und Sonntag Tausende zu einer Online-Protestaktion bewegt", schreibt die New York Times. Unter dem Titel "CNNfail" sei mittlerweile bereits eine eigene Diskussionsgruppe zum Thema auf Twitter eingerichtet worden, die mehrere Tausend User umfasse. Darin werde den US-Sendern vorgeworfen, nichts bis wenig über die Hintergründe der Unruhen in Teheran zu berichten. "Nachdem die iranische Polizei in den Strassen mit Tausenden von Demonstranten zusammengekracht ist, war die Top Story auf CNN immer noch die aktuelle Umstellung von analoges auf digitales TV", wird ein Twitter-Nutzer zitiert.

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