pte20100623022 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Sommerliche Bräune ist Überlebensvorteil

Forscher: Evolution der Hautfarbe von Vitamin D und Folsäure bestimmt


Sonnenbräune ist ein raffinierter Trick der Evolution (Foto: pixelio.de/Haja)
Sonnenbräune ist ein raffinierter Trick der Evolution (Foto: pixelio.de/Haja)

University Park/Innsbruck (pte022/23.06.2010/12:45) Dass manche Menschen in der Sonne braun werden, andere nicht, geht auf lange evolutionäre Prozesse zurück. Das behaupten Anthropologen um Nina Jablonski von der Penn State University http://www.psu.edu in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". Anstatt von Hautkrebs und Sonnenbrand sehen sie den Schutz der Folsäure des Körpers vor UV-Strahlen als treibende Kraft, die hinter der Entwicklung dunkler Haut und der Bräunung im Sommer steckte.

Dass für die Entstehung der verschiedenen Hautfarben - dunkle durch starke, helle durch leichte Pigmentierung - Sonne und Evolution zusammenspielten, weiß man schon länger. Als der Mensch allmählich seinen Pelz verlor, um sich durch die Verdunstung von Schweiß zu kühlen, setzte er seine nackte Haut direkt der Sonne aus. "Die dunkle Pigmentierung entwickelte sich bei unseren afrikanischen Urahnen als Schutz vor einer Überbelastung durch die Sonne", bestätigt der Innsbrucker Stoffwechselexperte Rudolf Gasser http://www.i-med.ac.at gegenüber pressetext.

Afrikaner dunkelhäutig zum Erhalt der Folsäure

Warum dieser Schritt geschah, erklärte man bisher durch die Schutzfunktion von Melanin vor Sonnenbrand, Hautkrebs und zuviel Vitamin D-Erzeugung. Die US-Forscher kommen zu einem anderen Ergebnis. Sie verglichen dazu den Einfallswinkel und die Stärke der beiden Varianten von ultraviolettem Licht (UVA und UVB) der Sonne in verschiedenen Regionen. UVB-Strahlung ist für die Vitamin D-Bildung in der Haut verantwortlich. UV-Licht zerstört jedoch auch Folsäure, ein besonders in der Schwangerschaft bedeutendes Zellwachstums-Vitamin.

"Sowohl Sonnenbrand als auch die meisten Hautkrebs-Arten beeinflussen die Fruchtbarkeit nicht, zudem schützt sich der Körper auch selbst vor zuviel Vitamin D-Produktion. Die Logik, dass sich Melanin aufgrund dieser Krankheiten entwickelte, stimmt deshalb nicht", so die US-Wissenschaftler. Vielmehr habe die dunkle Pigmentierung in den Tropen lebende Menschen vor der Zerstörung von Folsäure durch UV-Licht geschützt. Da es in diesen Breiten ohnehin das ganze Jahr über viel Sonne gibt, ist die Produktion von ausreichend viel Vitamin D garantiert.

Jahreszeitliche Bräunung erhöht Überlebenschance

Für den Verlust der Pigmentierung beim urzeitlichen Auszug des Menschen aus Afrika machen die Forscher die Sorge des Körpers um genügend Vitamin D verantwortlich. Besonders ab dem 46. Breitengrad - auf dem Österreich und die Schweiz liegen - sehen die Wissenschaftler zu wenig UVB-Strahlung über das Jahr, als dass dunkle Haut genug von der für die Gesundheit wichtigen Substanz erzeugen könnte. "Es scheint schlüssig, dass hellere Haut bei gleicher Sonneneinstrahlung mehr Vitamin D bilden kann", so Gasser.

Um sich im Sommer vor Sonnenschäden wie etwa der Folsäure-Zerstörung zu schützen, entwickelte der damals meist nackt herumlaufende Mensch in den Nordregionen die Bräunung. Im Frühling und Sommer verdunkelte sich somit die Haut bei steigender UVB-Strahlung, bei deren Ausbleiben im Winter verschwand auch die Bräunung, was die Vitamin D-Erzeugung optimierte. Die Bräunungsfähigkeit dürfte laut den Forschern an mehreren Orten der Welt gleichzeitig entstanden sein, jedoch mit unterschiedlichen genetischen Mechanismen.

Südländern fehlt im Norden Vitamin D

Die Globalisierung der vergangenen 500 Jahre hat einiges dazu beigetragen, dass viele Menschen an den Folgen dieses Prozesses leiden. Dazu gehören Bewohner von Tropen und Subtropen ohne Pigmentierung, die aufgrund ihrer hellen Haut viel leichter Sonnenbrand bekommen und den Verlust von Folsäure riskieren. Ebenso leiden laut Aussage der Forscher Menschen dunkler Hautfarbe, die in gemäßigten Zonen leben, viel eher an Vitamin D-Mangel. "Dazu kommt noch, dass wir mehr denn je in Innenräumen leben und arbeiten", erklärt Studienleiterin Nina Jablonski.

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