Facebook: Deutsche Politik lässt Obamas Kurs kalt
Userdialog in sozialen Medien nur im Wahljahr interessant
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Wahlzettel: Antrieb für Social-Media-Aktivitäten von Politikern (Foto: aboutpixel.de,Marius Schmidt) |
Ilmenau (pte002/02.02.2011/06:05) Barack Obamas Begeisterung für Social Media lässt Deutschlands Politiker kalt. Zwar hat der US-Präsident nach seinem erfolgreichen Online-Wahlkampf bei seinen Kollegen weltweit einen kleinen Facebook-Hype ausgelöst. Anders als in den USA war der Vormarsch der sozialen Netzwerke unter den deutschen Abgeordneten jedoch nicht von langer Dauer, wie die TU Ilmenau http://www.tu-ilmenau.de aufzeigt. Der Dialog mit dem Volk in Web-Communitys ist für die Politiker offenbar nur im Wahlkampf von Interesse.
Mobilisierendes Potenzial ungenutzt
"In der deutschen Politik könnten soziale Medien und ihre Dialogmöglichkeiten noch wesentlich stärker genutzt werden", erklärt Wolfgang Schweiger von der TU Ilmenau im Gespräch mit pressetext. Allerdings ist die Facebook-Nutzung auch eine Frage der Ressourcen, gibt der Experte zu bedenken. Ein Profil zu führen, ist mit einem hohen Aufwand verbunden, den Abgeordnete nicht permanent betreiben können, meint Schweiger. Die meisten setzen daher nach wie vor auf traditionelle Informationsvermittlung statt auf Wählerdialog.
"Der klassische Weg über die Massenmedien oder über Wahlkampfveranstaltungen ist bei begrenzten Ressourcen womöglich sinnvoller, um mit dem Wähler in Kontakt zu treten", betont Schweiger gegenüber pressetext. Das mobilisierende Potenzial der sozialen Netzwerke bleibt in Deutschland ein Jahr nach der Wahl hingegen "größtenteils ungenutzt". Zwar verfügt immerhin fast ein Viertel der Bundestagsabgeordneten über einen offiziellen Facebook-Account. Im Landtag spielt das Portal hingegen kaum eine Rolle. Nur elf, acht bzw. sechs Prozent der Mitglieder betreiben etwa in Bayern, Thüringen und Schleswig-Holstein ein Profil.
Grüne und FDP am aktivsten
Darüber hinaus pflegen die deutschen Politiker ihre Facebook-Seiten kaum. Nur gut ein Drittel der Bundes- und Landtagsmitglieder kommuniziert den Angaben nach aktuell und mehrmals pro Woche mit der Community. Angehörige der Grünen sowie der FDP sind dabei am aktivsten. 36 Prozent der Abgeordneten haben die Plattform nach einer kurzen Probephase hingegen wieder verlassen. Die letzte Aktualisierung ihrer Seiten liegt im Schnitt 250 Tage zurück.
Zu einem Dialog zwischen Bürgern und Politikern kommt es bei Facebook zudem selten. Lediglich ein Fünftel der Bundes- und Landtagsmitglieder reagiert auf Beiträge von Besuchern. Anders als in den USA, wo Obamas Beispiel dazu geführt hat, dass sich Social Networks zu einem wesentlichen Bestandteil der Kommunikationsstrategie vieler Politiker entwickelt haben, scheint die anfängliche Facebook-Euphorie in der Politik hierzulande verflogen. Offen bleibt, ob sie im nächsten Wahljahr zurückkehrt.
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