pte20110218003 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Forscher fordern Artenschutz mit Realitätsbezug

Gründung der Biodiverstitäts-Plattform IPBES steht bevor


Blaue Weltkugel als IPBES-Logo: Eigene UNO-Plattform für Artenschutz vor Gründung (Foto: IPBES)
Blaue Weltkugel als IPBES-Logo: Eigene UNO-Plattform für Artenschutz vor Gründung (Foto: IPBES)

Paris (pte003/18.02.2011/06:10) Die UNO geht in Endspurt für die Gründung einer Artenschutz-Plattform. Für ihre Versammlung nächste Woche in Nairobi erwartet man die Erklärung zur Errichtung der "Intergovernmental Science-Policy platform on Biodiversity and Ecosystem Services" (IPBES) http://www.ipbes.net . "Alles deutet darauf hin, dass der Biodiversitäts-Rat im Oktober 2011 zum ersten Mal tagt", schätzt Anne Larigauderie, Direktorin des internationalen Artenschutz-Programms Diversitas http://www.diversitas-osc.org , im pressetext-Interview.

Expertise für konkrete Anfragen

In der Zeitschrift "Science" fordert Larigauderie mit anderen führenden Artenschutz-Forschern die solide wissenschaftliche Fundierung des IPBES. Die Plattform solle sich darum kümmern, stets zuverlässige, unabhängige und von Experten begutachtete Einschätzungen zu liefern - und zwar jeweils zu konkreten Anfragen der Politik zu möglichen Optionen statt zu Zukunftsszenarien im leeren Raum. "Soll etwa ein Schutzgebiet errichtet werden, kann man darstellen, was geschützt werden sollte, welcher Standort günstig wäre und welche Folgen zu erwarten sind", erklärt die Pariser Forscherin.

Schon heute wird die zu gründende Plattform ständig mit dem Weltklimarat (IPCC) verglichen. Die Arbeitsweise müsse jedoch eine andere sein, betont Larigauderie. "Der Fokus beim Klima ist global, jener von Biodiversität jedoch vor allem regional. Es reicht nicht, wenn sich alles Wissen in den reichen Ländern konzentriert, da die meisten Brennpunkte der Artenvielfalt in Ländern des Südens liegen. Der Aufbau neuer Kapazitäten vor Ort ist daher eine zentrale Komponente."

Natur- und Sozialwissenschaft gefordert

Obwohl die Biologie die vorderste Reihe der Biodiversitäts-Forschung besetzt, müsse man die Sozialwissenschaften genauso einbeziehen, fordern die "Science"-Autoren. "Artenschutz braucht einen Wertewandel und einen neuen Umgang mit der Umwelt. Wir müssen daher auch den Menschen selbst und sein Verhalten verstehen lernen", so Larigauderie. Wertvoll sei hier die Arbeit von Anthropologen, jedoch auch jene von Juristen für die Suche nach Anreizen für Verhaltensänderung, der Institutionsforschung und der Ökonomen.

Artenvielfalt betrifft alle Lebensbereiche

Die Plattform IPBES sollte in den Augen Larigauderies auch für mehr Sensibilisierung für den Artenschutz sorgen. Denn Biodiversität betreffe alle Aspekte des menschlichen Lebens. "Sie leistet wichtige Ökosystem-Dienste wie etwa die Bereitstellung von Nahrung. Bewußt wird das erst beim Rückgang der Fischbestände oder der genetischen Vielfalt von Getreidesorten." Durch den Beitrag zur Klimaregulation, zur Kohlenstoff-Speicherfähigkeit oder der Wasserfilterung schützt Artenvielfalt vor Schäden, leistet aber auch kulturelle und rekreative Dienste durch den Landschaftserhalt.

"Viele Funktionen der Biodiversität wie die Bildung von Böden als Grundlage für Pflanzenwachstum sehen wir bisher als selbstverständlich. Man tendiert deshalb allmählich dazu, ihnen einen ökonomischen Wert beizumessen", so die französische Biologin.

(Ende)
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