pte20110526002 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Metall-Recycling: Enormes Potenzial liegt brach

Neue Verfahren für Hightech-Grundstoffe sind Gebot der Stunde


Bauteile aus Gold: Ausnahme als häufig rezykliertes Metall (Foto: Wikimedia C)
Bauteile aus Gold: Ausnahme als häufig rezykliertes Metall (Foto: Wikimedia C)

Nairobi/New Haven (pte002/26.05.2011/06:10) Metalle werden weltweit viel zu selten dem Recycling zugeführt. Das ungenutzte Potenzial ihrer Wiederverwendung ist enorm, zeigt der Statusreport "Recycling Rates of Metals" des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP http://www.unep.org . Zwar liegt bei 18 Metallarten die Recycling-Quote bei immerhin 50 Prozent oder darüber, bei vielen anderen aber knapp bei Null. Eine "Recycling-Gesellschaft" bleibt somit bloß ferne Hoffnung, so die ernüchternde Bilanz.

Gold öfters verwendet, Indium nur einmal

Die UNEP-Experten überprüften systematisch 60 Metalle des Periodensystems danach, ob sie in der Praxis noch ein zweites, drittes oder auch viertes Mal wiederverwendet werden. Große Unterschiede kamen hier zutage. "Bei Metallen, die in größeren Mengen oder als Reinstoffe im Einsatz sind, wird mehr als die Hälfte wiederverwertet. Kaum trifft das jedoch bei einer hohen Zahl jener Stoffe zu, von denen nur kleinste Mengen in den Geräten landen", so Berichtsautor Thomas Graedel von der Yale University gegenüber pressetext.

Zu den 18 am häufigsten rezyklierten Metallen gehören unter anderem Blei, Gold, Silber, Aluminium, Blech, Kupfer, Zink, Eisen und Kobalt. Bei 34 der untersuchten Metalle wird jedoch nicht einmal der hunderste Teil wiederverwertet - darunter Indium, Beryllium, Gallium, Strontium, Germanium oder Tellurium, allesamt wesentliche Bestandteil von Hightech-Geräten. Während die Neugewinnung von Metallen durch Extraktion sieben Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verschlingt, kommt das Recycling mit bloß der Hälfte bis zu einem Zehntel des Aufwandes aus, wodurch es auch das Klima schützt.

Alte Handys aus der Schublade

"Die Endnutzer müssen noch stärker dazu angehalten werden, alte Elektronik der Wiederverwertung zuzuführen statt etwa alte Handys zu horten", fordert Graedel. Preisanstiege durch Knappheiten geben dem Recycling zwar auch Auftrieb, lösen das Problem jedoch nicht. Denn speziell bei neuer Technik - Graedel nennt hier Photovoltaik-Anlagen, Windturbinen, Elektrofahrzeuge, Halbleiter, LEDs und medizinische Bildgebung - gibt es noch kaum Recycling-Erfahrung. "Hier brauchen wir neue Verfahren. Denn viele Hightech-Produkte des 21. Jahrhunderts rezyklieren wir mit Methoden des 20. Jahrhunderts."

Langfristig noch günstiger wäre allerdings, im Produktkreislauf schon lange vor der Rückgewinnung einzugreifen. "Gerade im Design gibt es hier noch enorme Möglichkeiten, Produkte leichter handhabbar zu machen. Bisher lautete die Anforderung immer, die Leistung zu steigern. Der Fokus sollte künftig stärker auf der Eignung zur Wiederverwertung liegen", so der UNEP-Forscher. Wiederverwertungs-Ketten in großem Stil durch Kooperationen sind die Zukunft, schätzt der Experte. "Die Beispiele dafür häufen sich, da sich die Industrie immer mehr ihres künftigen Materialbedarfs bewusst wird."

Sparen unvermeidbar

Neben Wiederverwertung ist jedoch auch mehr Sparsamkeit unumgänglich, hat die UNEP bereits vor zwei Wochen festgestellt. Erfolgt keine radikale Trendumkehr, verbraucht die Menschheit im Jahr 2050 dreimal so viele Materialien wie heute, was weit jenseits der tragbaren Grenze ist (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110513004 ).

(Ende)
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