Mutige Väter sind die glücklichsten
Vereinbarkeit Kinder und Beruf: Wünsche noch fernab der Realität
Vater mit Tochter: Beruf und Kinder schaukeln braucht Mut (Foto: Flickr/Daveyn) |
Wien (pte022/06.07.2011/13:30) Frischgebackene Väter, die sich durch längerfristige Änderungen im Beruf mehr Zeit für die Familie nehmen, sind mit ihrem Leben und der Arbeit am meisten zufrieden. Das zeigen Experten vom Institut für Familienforschung an der Universität Wien http://www.oif.ac.at im Sammelband "Papa geht arbeiten". "Sowohl Männer als auch Frauen wünschen, dass sich der Vater nach der Geburt des Kindes bei Kinderbetreuung und Hausarbeit einbringt. Interviews mit Vätern von Kindern unter drei Jahren zeigen, dass diese Forderung meist noch nicht der beruflichen Realität entspricht", so Studienleiter Olaf Kapella gegenüber pressetext.
Klassiker, Zögernde und Mutige
Drei Vätertypen gibt es laut den Forschern. Der "Klassiker", dem 36 Prozent der befragten Männer entsprechen, hat meist bereits Kinder und reagiert oft eher distanziert auf eine weitere Schwangerschaft. Er bringt sich jedoch öfters in die Betreuung der Kinder ein als Vertreter der "Zögerlichen", die mit 43 Prozent die größte Gruppe bilden. Letztere verändern nur kurzfristig rund um die Geburt ihr Berufsleben, haben jedoch den größten Leidensdruck. Belastend ist vor allem die Frage der Vereinbarkeit sowie die Verantwortung hinsichtlich Finanzen und Erziehung.
Nur jeder fünfte Vater stellt sein Erwerbsverhalten anlässlich des jüngsten Kindes längerfristig um. Da dies noch unüblich ist, gelten sie für die Forscher als "Mutige". "In der Praxis sind diese Veränderungen weniger Überstunden, weniger Arbeit am Wochenende oder weniger Dienstreisen, um früher nach Hause zu kommen", berichtet Kapella. Die Umstellung findet somit im kleinen Rahmen statt - während eine mehrmonatige Auszeit im Rahmen der Väterkarenz erst sieben Prozent der befragten Väter gewählt haben.
Hohe Hürde Leistungsdenken
Überrascht wurden die Forscher, als sich die "Mutigen" in der Auswertung als zufriedenste Gruppe erwiesen. "Der Schritt zur Veränderung aufgrund der Bevorzugung der Familie ist zwar oft ein Wagnis, doch die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und sogar mit dem Beruf ist in dieser Gruppe die höchste. Scheinbar lösen die Mutigen das Problem der Vereinbarkeit am erfolgreichsten." Das ist im Einklang mit früheren Studien, denen zufolge eine Karenz die Sterblichkeit von Vätern senkt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100628029 ).
Mutig sind Väter jedoch eher beim ersten Kind, während bei weiterem Nachwuchs die finanzielle Frage in den Vordergrund rückt. Denn trotz gegenteiliger Beteuerungen erschwert die Wirtschaft mutige Entscheidungen. "Zwar berichten die meisten, ihre Arbeitgeber und Kollegen seien verständnisvoll für die Bedürfnisse junger Väter. Flexiblere Lösungen bleiben aber Ausnahmen. Viele sagen, dass ihre Arbeitssituation keine Veränderungen zulässt." Eine Begründung, die für Kapella jedoch auch aus persönlicher Haltung entspringt. "Ein Kürzertreten wird durch die Selbstdefinition allein durch Leistung verhindert, die man Burschen noch immer von Klein auf vermittelt."
Gemeinsame Entscheidung stärken
Immerhin sind heute die meisten Väter bei der Geburt dabei und möchten das Kind beim Aufwachsen erleben. Kinderbetreuung übernehmen Väter vor allem im gemeinsamen Spiel, beim Baden und Zubettbringen. Im Haushalt scheinen traditionelle Rollen jedoch fast unverändert. Zwar übernimmt der Mann zunehmend Aufgaben wie Einkaufen oder das Begleiten in den Kindergarten und retour, Wäsche oder Putzarbeit bleibt jedoch Frauensache. "Das ist dann verständlich, wenn nur der Vater voll erwerbstätig ist", so Kapella.
Paare bekommen meist weniger Kinder, als sie sich ursprünglich wünschen. Das hängt laut den Forschern damit zusammen, dass für viele zunächst Beruf, Wohnraum und Umgebung stimmen müssen, bevor sie die Entscheidung zum Kind wagen. Ein Faktor sei jedoch auch der Rückfall in traditionelle Rollen beim ersten Kind, so Kapella. "Wünschenswert wäre, dass Mann und Frau die Zeit mit dem Kind selbst nach ihrem Ermessen aufteilen - und dass dies mehr akzeptiert wird. Frei wird die Entscheidung jedoch erst, wenn man die Rückkehr der Frau ins Erwerbsleben leichter macht."
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