pte20110727027 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

New York führt WLAN in U-Bahnhöfen ein

Expertin: Öffentlicher Internetzugang ist eine kulturelle Frage


Publc WLAN: Nicht nur eine Frage der Technik (Foto: FlickrCC/Joybot)
Publc WLAN: Nicht nur eine Frage der Technik (Foto: FlickrCC/Joybot)

New York (pte027/27.07.2011/13:55) Vier U-Bahnstationen in New York erhalten demnächst drahtlose Hotspots, die den Passagieren Zugang zum Internet und Telefonie auch im gut abgeschirmten Untergrund gewähren. Innerhalb der nächsten vier Jahre sollen alle 277 Stationen des Netzes folgen. Damit nimmt die Diskussion um Internetversorgung im öffentlichen Raum wieder Fahrt auf. Expertin Ricarda Pätzold vom Institut für Stadt- und Regionalforschung an der TU Berlin hält individuelle, kulturelle Aspekte für entscheidend.

MTA nutzt Twitter und SMS

"Dieses Service erweitert auch die Reichweite unserer Hinweise und Warnungen", sagte der Sprecher der Metropolitan Transport Authority (MTA) gegenüber dem Radiosender WNYC. Die New Yorker Verkehrsgesellschaft informiert ihre Fahrgäste auch via Twitter und SMS über Probleme und Verzögerungen im Betrieb. Die Einrichtung der Zugangspunkte ist seit 2007 geplant, nun erhielt der zuständige Betreiber nach Sicherstellung der Finanzierung grünes Licht für die Umsetzung.

Entscheidungsfindung oft lokal

Die Frage, ob eine Stadt ihren Bewohnern kostenlosen Internetzugang an öffentlichen Plätzen bieten sollte, ist nicht allgemein beantwortbar, sagt Ricarda Pätzold im Gespräch mit pressetext. "Das Funktionieren einer modernen Großstadt ist ohne guter Internet-Infrastruktur nicht möglich. Öffentliche Hotspots fallen aber nicht darunter", erklärt sie.

Ob derartige Services eingerichtet werden oder nicht, ist eine Frage des kulturellen Zugangs. Manche Berliner Bezirke enthalten sich etwa einer Forcierung von Public-Hotspot-Projekten in Parks, da sie diese explizit als Erholungsräume betrachten. Ob und wie das Thema diskutiert wird, ist oft auch eine Frage der lokalen politischen Situation, etwa der Parteienkonstellation im Bezirksparlament.

Die Dichte und Qualität der Versorgung mit öffentlichem Zugang zum Internet in einer Stadt ergibt sich daher oft aus einer Summe voneinander unabhängiger Entscheidungsprozesse. "Es ist in der Regel ein gewachsener und fragmentierter Zustand", so Pätzold. "Die meisten Städte verfolgen keine einheitliche Internetpolicy."

Wien testet, Basel diskutiert

In Wien und Basel wird jedoch an einer gesamtstädtischen Linie gearbeitet. Im Frühjahr 2012 soll auf der Wiener Donauinsel ein erster Testlauf mit öffentlichen WLAN-Hotspots erfolgen und in Folge auf weitere, gut frequentierte Orte der Öffentlichkeit ausgeweitet werden, teilte der stellvertretende Büroleiter der Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Die Grünen) mit.

Im schweizerischen Basel läuft derweil noch ein Diskussionsprozess. Während man hier in den Ausbau der kommerziellen Infrastruktur - Stichwort Glasfasernetz - investiert, gibt es in Sachen Public-WLAN ein Für und Wider.

Samuel Hess, Wirtschaftsleiter im städtischen Amt für Arbeit und Wirtschaft, gibt zu bedenken, dass schneller Internetzugang dank privater Betreiber flächendeckend gewährleistet ist und der Trend im mobilen Bereich Richtung Flatrate geht. Er könnte sich bei einem positiven Entschluss aber vorstellen, öffentliche Hotspots touristisch zu nutzen. So könnte man je nach Zugriffspunkt auf einer Startseite über Angebote in der Nähe informieren. "Doch auch hier gibt es Private, die einen solchen Service bereits anbieten", wägt Hess im Hinblick auf die zahlreichen Empfehlungsplattformen im Web ab.

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