pte20110818017 Unternehmen/Wirtschaft, Tourismus/Reisen

Air Berlin setzt drastische Maßnahmen

Strecken werden storniert - CEO Joachim Hunold geht


Joachim Hunold: CEO sagt ade (Foto: Air Berlin)
Joachim Hunold: CEO sagt ade (Foto: Air Berlin)

Berlin/Frankfurt am Main (pte017/18.08.2011/11:45) Belastungen durch die Luftverkehrssteuer, hohe Kerosinpreise sowie die Auswirkungen der Unruhen in Nordafrika haben das Ergebnis der deutschen Fluggesellschaft Air Berlin http://airberlin.com belastet. Das Unternehmen kündigt daher ein hartes Sparprogramm an, unter anderem wird die Flotte um acht Flugzeuge verkleinert und unrentable Strecken gestrichen. "Normalerweise setzen Luftverkehrsunternehmen auf Expansion, daher sind die Maßnahmen nicht gerade ideal, aber absolut notwendig", meint dazu Jürgen Pieper, Analyst des Bankhauses Metzler, im Gespräch mit pressetext. Inzwischen hat CEO Joachim Hunold seinen Rücktritt bekannt gegeben.

Wien wird aufgewertet

Die Fluggesellschaft wird unter anderem die unrentablen Strecken Frankfurt - Hamburg, Frankfurt - Neapel, Stuttgart - St. Petersburg, München - Kairo und Düsseldorf - Paris stornieren. Weitere Schritte werden Frequenzreduzierungen und der teilweise Rückzug von Regionalflughäfen sein. Zudem soll die Kapazität im zweiten Halbjahr um mehr als eine Mio. Sitze verringert werden.

Air Berlin will sich auf stark frequentierte Strecken und seine vier europäischen Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und Wien konzentrieren. In der Donaumetropole bietet das Luftverkehrsunternehmen mehr Umsteigeverbindungen und Frequenzen nach Osteuropa und auf der Nord-Süd-Achse (zum Beispiel Hamburg - Sofia) sowie bessere Abflugzeiten an.

Bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal 2011 sagt Hunold, dass eine bessere Auslastung, eine Verbesserung der Einnahmen pro Passagier und Kostensenkungen nicht gereicht hätten, um sowohl die höheren Belastungen durch die Luftverkehrsteuer und erhöhte Kerosinpreise als auch den durch die Unruhen in Nordafrika bedingten Rückgang des für die Fluggesellschaft wichtigen Ägyptengeschäfts aufzufangen.

Dabei sei die Luftverkehrssteuer, die eine Wettbewerbsverzerrung verursache, besonders problematisch. "Die Steuer macht vielen Luftfahrtgesellschaften zu schaffen. Viele Fluggäste werden wohl abwandern und ausländische Fluggesellschaften und Flughäfen bevorzugen", so Analyst Pieper gegenüber pressetext. Vor allem die Airports der Nachbarländer, wie zum Beispiel Schweiz und Österreich, würden profitieren.

Negativer Ausblick

Pessimistisch ist der Ausblick: Laut Air Berlin werden die geplanten Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichen, um ein positives operatives Ergebnis zum Jahresende zu erreichen, weil einige der Einspareffekte erst im kommenden Jahr wirksam werden. "Zwar wird das dritte Quartal saisonal bedingt sicherlich profitabel und die Kostenmaßnahmen werden greifen, doch viel Positives sehe ich nicht", so Pieper, der daher die Aktie mit "Verkaufen" einstuft. Das Kursziel beträgt 2,50 Euro. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:16 Uhr) notiert das Papier mit einem Minus von mehr als 2,5 Prozent bei 2,49 Euro.

Nach der Präsentation des Maßnahmenpakets haben sich die Ereignisse überschlagen: Joachim Hunold, Gründer und CEO, kündigte seinen Rücktritt an. Er schlägt als seinen interimistischen Nachfolger als CEO Hartmut Mehdorn vor, der bereits Mitglied des Board of Directors der Gesellschaft ist.

(Ende)
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