Klimawandel: Folgen für Natur bisher unterschätzt
Massive Veränderungen der Lebensräume durch den Menschen schuld
Artenreiche Erde: Klimawandel hat Folgen (Foto: pixelio.de, G. Altmann) |
Frankfurt am Main (pte018/24.08.2011/12:05) Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten stirbt aus, sollte es mit der Klimaerwärmung so weitergehen. Bis 2080 könnte bei einigen Lebewesen über 80 Prozent der genetischen Vielfalt innerhalb der Art verschwinden. Das ergab eine Studie des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) http://bik-f.de und der Senckenberg Gesellschaft für Naturkunde http://senckenberg.de . Die Erhebung ist die erste, die den Verlust der biologischen Diversität auf Basis der genetischen Vielfalt quantifiziert. "Wir sollten Artenschutz betreiben, unabhängig von dem Ausmaß globaler Veränderung und des Klimawandels", so BiK-F-Forscher Steffen Pauls gegenüber pressetext.
Mensch zerstört Lebensräume
Ein verändertes Klima bedeutet für die betroffenen Arten, dass sie sich entweder an veränderte Umweltbedingungen anpassen müssen oder in andere Regionen vertrieben werden. "Der anthropogene Klimawandel hat vor allem zur Folge, dass Arten viel schneller als in der Vergangenheit, etwa nach den Eiszeiten, mit veränderten Bedingungen klar kommen müssen", sagt Pauls. Hinzu komme die menschliche Landnutzung und die toxische Belastung der Felder durch den Menschen.
Die beste Chance mit dieser immer stärker werdenden Belastung zurecht zu kommen, haben Arten dann, wenn sie ausreichend große Populationen haben. Denn dann verfügen sie über eine höhere genetische Diversität und können sich einfacher an neue Umweltbedingungen anpassen. "Beim Artenschutz kann es hilfreich sein, die genetische Diversität einer Art genau zu erfassen, um dann die genetisch diversesten Populationen vorrangig zu schützen", rät Pauls.
Wasserinsektarten dienen als Modell
Für die Studie wurde die Verbreitung von neun europäischen Wasserinsektenarten modelliert. Die Insekten sind bereits gut untersucht, so dass die regionale Verteilung und die evolutionären Linien bekannt sind. Wenn die durch den Weltklimarat IPCC prognostizierte Klimaerwärmung eintritt, werden sie nach den Modellberechnungen im Jahr 2080 auf wenige, kleine Inseln, etwa in Skandinavien und den Alpen, zurückgedrängt. Erwärmt sich Europa also nur um bis zu zwei Grad, so überleben acht der untersuchten Arten in Teilgebieten. Bei einer Erwärmung um vier Grad können 2080 wahrscheinlich noch sechs Arten in Teilgebieten überleben.
Die genetische Vielfalt wird durch das Aussterben lokaler Populationen in weitaus dramatischerem Umfang zurückgehen. Die untersuchten Wasserinsekten sind repräsentativ für viele Arten der Bergregionen Mitteleuropas. "Unsere Modelle der zukünftigen Verbreitung zeigen, dass die "Art" als solche meist überleben wird. Ein Großteil der jeweils nur an bestimmten Orten vorkommenden genetischen Varianten wird jedoch nicht überleben", sagt Pauls Kollege Carsten Nowak. Dabei ist die genetische Variation innerhalb der Art wichtig für die Anpassungsfähigkeit an Räume und klimatische Bedingungen. Ihr Verlust reduziert damit langfristig auch die Überlebenschancen einer Art.
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