pte20110914021 Politik/Recht, Handel/Dienstleistungen

Große Lücken bei privater Pflegevorsorge

Wiener Städtische: Mehr staatliche Anreize nötig


Robert Lasshofer, Generaldirektor Wiener Städtische (Foto: fotodienst.at/Draper)
Robert Lasshofer, Generaldirektor Wiener Städtische (Foto: fotodienst.at/Draper)

Wien (pte021/14.09.2011/13:10) Die Kostenlücke zwischen Pensionen und Pflegekosten wird immer öfter von einer privaten Pflegevorsorge abgedeckt. Dennoch besteht Handlungsbedarf, um Pflege künftig leistbar zu machen. "Alle Versicherungsanbieter beschäftigen sich derzeit mit der Pflegevorsorge. Damit diese Anklang findet, sind Anreize des Staates und mehr Bewusstsein für das Thema nötig", betont Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung http://wienerstaedtische.at , im Rahmen eines Pressegespräches gegenüber pressetext.

Staat allein kann Pflege nicht finanzieren

Derzeit kostet eine 24-Stunden-Pflege oder ein öffentlicher Pflegeplatz mindestens 2.500 Euro, deutlich mehr als die Durchschnittspension von 950 Euro netto. Ein Teil der Differenz wird durch das staatliche Pflegegeld ausgeglichen, das derzeit 440.000 Österreicher oder 5,2 Prozent der Bevölkerung beziehen. Die Kosten dafür schlagen sich mit 2,2 Mrd. Euro zu Buche, um 43 Prozent mehr noch vor zehn Jahren. Der Teuerungstrend spitzt sich in Zukunft jedoch zu - laut Studien mit einer Vervierfachung der Kosten auf 8,45 Mrd. Euro bis 2030, wobei sich die Zahl der Bezieher auf 623.000 erhöhen wird.

Hinter dieser Steigerung steht ein grundlegender Wandel von Gesellschaft und Demografie. Die Alterung ist in vollem Gang - 30 statt bisher 23 Prozent der Bevölkerung sind 2030 über 60 Jahre alt - und die Bedeutung der Familie in der Pflege nimmt ab. Deckt sie heute noch 80 Prozent aller Pflegeleistungen, so gilt dies anhand von steigendem Frauenerwerb und einer Zunahme von Alleinstehenden über 65 Jahre - bis 2030 von 457.000 auf 665.000 Personen - künftig immer weniger.

Bewusstsein fehlt

Private Pflegevorsorge bietet sich als Ausweg an, doch wird das Thema noch kaum wahrgenommen. Eine GfK-Umfrage zeigt, dass Pflegevorsorge zwar kein Tabuthema mehr ist, doch bisher nur von jedem zweiten Österreicher konkret überlegt wurde. "Die meisten unterschätzen die Dimension der Problematik deutlich", so Alexander Zeh, Client Services Director bei GfK. Zwar lehnt nur jeder Sechste eine private Pflegevorsorge grundsätzlich ab, doch erst jeder Zwanzigste besitzt diese bereits. "Zwei Drittel sorgen derzeit noch gar nicht für die Pflege vor. Die Hälfte meint, dass hier staatliche Anreize helfen würden."

Diesen staatlichen Motivationsschub fordert auch Lasshofer. "Bei den Pensionen funktioniert das Anreizsystem 'geförderte Zukunftsvorsorge' bereits gut - das sollte auch auf den Pflegebereich ausgedehnt werden." Vorgespräche gebe es bereits, doch sei auch hier teils noch Sensibilisierung nötig. Derzeit gibt es in Österreich 60.000 privat Pflegeversicherte, laut dem Versicherungsexperten vor allem Menschen, die das Problem im eigenen Umfeld erlebt haben. Speziell bei Jungen fehle das Bewusstsein aber noch völlig.

Fotos zur Veranstaltung in Kürze unter http://www.fotodienst.at abrufbar

(Ende)
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