pte20110923011 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

Neutrinos reisen schneller als das Licht

Experiment hat Potential die Physik zu verändern


OPERA-Detektor: Überraschende Ergebnisse (Foto: http://operaweb.lngs.infn.it)
OPERA-Detektor: Überraschende Ergebnisse (Foto: http://operaweb.lngs.infn.it)

Genf (pte011/23.09.2011/11:46) Physiker haben im Rahmen OPERA-Projektes http://operaweb.lngs.infn.it des CERN http://www.cern.ch in Genf festgestellt, dass sich Neutrinos schneller als das Licht bewegen können. Bisher galt die Lichtgeschwindigkeit als absolute Grenze, die nicht überschritten werden kann. "Als erstes müssen wir unser Ergebnis durch unabhängige Experiment überprüfen. Die möglichen Auswirkungen auf die Physik sind sehr groß, darum sind wir extrem vorsichtig. Dass sich Einstein geirrt hat, würden wir nie sagen. Einstein hat auch nicht gesagt, dass Newton falsch lag", sagt der Leiter des Experiments, Antonio Ereditato, im Gespräch mit pressetext.

Von Genf nach Rom

Neutrinos sind winzige Elementarteilchen, die laut dem Standardmodell der Physik keine Masse haben. Aufgrund dieser Eigenschaften interagieren sie nur selten mit Materie und können praktisch ungehindert auch größere Objekte wie die ganze Erde durchdringen. Beim OPERA-Experiment haben Forscher in einem unterirdischen Labor in Genf sogenannte Myon-Neutrinos erzeugt und auf eine 730 Kilometer lange Reise nach Rom geschickt. Die Neutrinos bewegten sich über die gesamte Strecke durch das Erdreich. In den Bergen in der Nähe von Rom wurde ein Detektor gebaut, der die Neutrinos nachweist.

Aufgrund der wenigen Interaktionen mit Materie muss eine sehr große Zahl von Neutrinos geschickt werden, um wenige nachweisbare Messergebnisse im Detektor zu erhalten. "Wir haben in drei Jahren etwa 10 hoch 20 Neutrinos erzeugt. Trotzdem haben wir nur 15.000 verwertbare Ereignisse erhalten", sagt Ereditato.

Unerklärlich schnell

Die Messungen führten zu einem überraschenden Ergebnis. Die Neutrinos legten die Strecke um 60 Nanosekunden, das sind 600 Milliardstel einer Sekunde, schneller zurück als Licht. Das hat eine detaillierte Analyse der Daten der 15.000 Neutrinos ergeben. "Physikalische Messungen haben immer eine gewisse Unsicherheit. Wir haben aber großes Vertrauen in unsere Ergebnisse. Jetzt wenden wir uns an die wissenschaftliche Gemeinde, die uns helfen sollen eine Erklärung zu finden", so Ereditato.

Die Wissenschaftler wollen auf keinen Fall voreilige Schlüsse ziehen. Obwohl die Messungen nahe legen, dass die Neutrinos um 20 Millionstel schneller sind, als das Licht, kann es auch andere Erklärungen für die Ergebnisse geben. Viele weitere Untersuchungen werden versuchen, der Anomalie auf den Grund zu gehen. Um 16 Uhr findet heute, Freitag, eine Konferenz am CERN statt, auf der die Wissenschaftler ihre Ergebnisse präsentieren werden. Die Veranstaltung http://webcast.cern.ch kann live im Internet verfolgt werden.

(Ende)
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