pte20110928032 Technologie/Digitalisierung, Produkte/Innovationen

"Is my son gay?" - App sorgt für Unverständnis

Klischeehafter Fragebogen soll Müttern Toleranz beibringen


Gay Pride: Sorgt für echtes Verständnis (Foto: flickr, Guillaume Paumier)
Gay Pride: Sorgt für echtes Verständnis (Foto: flickr, Guillaume Paumier)

New York/Wien (pte032/28.09.2011/16:15) Die für Googles Android veröffentlichte App "Is my son gay?" hat heftige Kontroversen ausgelöst. Anhand von 20 Fragen verspricht der Hersteller der kostenpflichtigen Applikation Müttern Aufklärung über die sexuelle Ausrichtung des eigenen Nachwuchses. Diese befassen sich etwa mit Kleidungsstil und diversen Vorlieben wie Fußball oder Musicals. Sogar die Frage nach der eigenen Scheidung bleibt den Anwendern nicht erspart. Vielen zum Thema befragten Müttern gefällt die App nicht, Homosexuellen-Vereinigungen reagieren unterschiedlich.

Missglückter Versuch

"Das ist wohl eher ein missglückter Versuch, jeder Aufruhr darüber wäre vermutlich unnötige Werbung. Mir und wahrscheinlich auch den meisten anderen Homosexuellen ist so etwas ziemlich egal. Das regt mich nicht auf", so Christian Högl, Obmann der Homosexuellen Initiative Wien http://hosiwien.at , auf Nachfrage von pressetext. Gewisse Vorurteile fußen zwar durchaus auf realen Begebenheiten, so Högl, er fragt sich aber, ob ein gepflegter Kleidungsstil für oder gegen Homosexualität spricht. Alles in allem ist die App klischeehaft, aber harmlos: "Ich erinnere mich an eine App, die bei Apple Heilung von Homosexualität versprach. So etwas ist offensiv homophob und sehr problematisch."

Eine ganz andere Meinung hat Eliza Byard, Vorsitzende des Gay, Lesbian and Straight Educational Network http://glsen.org : "Die Fragen in dieser App sind entsetzliche Stereotype, die vollkommen lächerlich wären, wären sie nicht so gefährlich. Die erste Folgerung aus dieser App ist, dass alle Homosexuellen gleich sind und die zweite, dass man die 'Schuld' für die Homosexualität der Kinder den Eltern umhängen möchte."

Der Psychologe Alan Hilfer meint: "Diese App impliziert, dass man hinter dem Rücken von anderen etwas über sie herausfinden will." Für Hilfer kann damit jedenfalls ein ehrliches Gespräch nicht ersetzt werden. "Wenn Sie wissen wollen, was im Leben Ihres Sohnes vorgeht, brauchen Sie keine Maschine, die Ihnen etwas darüber sagt. Sprechen Sie mit ihrem Sohn", meinte auch eine Befragte.

Hersteller verteidigt sich

Der französische Hersteller der App stellt fest, dass die Anwendung keinen wissenschaftlichen Hintergrund besitzt und vielmehr einen humorvollen Ansatz darstellt, um Müttern dabei zu helfen, die Homosexualität des Sohnes zu akzeptieren. Google hat die Tatsache, dass es diesem kontroversiellen Programm mit Android eine Plattform geboten hat, auf Anfrage von Journalisten nicht kommentiert.

(Ende)
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