pte20111110022 Bauen/Wohnen, Politik/Recht

Wien Vorreiter im Passivhaus-Wohnbau

Umsetzung vorhandener Technik braucht neue Baustandards


Kislinger, Vassilakou: Geförderte Passiv-Wohnungen (Foto: fotodienst.at/Fuchs)
Kislinger, Vassilakou: Geförderte Passiv-Wohnungen (Foto: fotodienst.at/Fuchs)

Wien (pte022/10.11.2011/13:25) Nirgendwo sonst gibt es so viele großvolumige Wohnbauten mit Passivhaus-Standard wie in Wien. Jedes vierte Passivhaus weltweit steht in Österreich und ein großer Flächenanteil der rund 15.000 Passivhaus-Wohneinheiten wurde in dessen Hauptstadt errichtet, berichten Experten am heutigen Donnerstag in Wien. "Auch Paris und London haben kürzlich das große Potenzial der Passiv-Bauweise erkannt, doch in Wien hat es sich längst etabliert. Wien ist den anderen Großstädten um 20 Jahre voraus", so Johannes Kislinger, Vorsitzender der IG Passivhaus Österreich http://igpassivhaus.at , im pressetext-Interview.

Politische Vorgaben nötig

Dass sich das Passivhaus im Wiener Wohnbau durchgesetzt hat, führt Kieslinger auf das politische Wohnbau-Fördersystem sowie die Einrichtung des Grundstücksbeirats zurück. Seit 1995 unterzieht dieser alle Projekte, die Fördergelder aus Mitteln der Wohnbauförderung beantragen, einer Qualitätsprüfung. Analog zu den Bauträger-Wettbewerben werden dabei neben baulichen Aspekten auch die soziale Nachhaltigkeit, die Ökologie und Ökonomie des Projekts geprüft. "Alle zwei Jahre wird über die Bauordnung der Standard erhöht. 2016 könnte das Passivhaus Standard werden, wie es bereits heute in Innsbruck der Fall ist."

Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou bezeichnet es als wichtiges Ziel der Politik, die vorhandene Technologie in die Praxis umzusetzen und Standards vorzugeben wie Niedrigstenergie, Passivbauweise und Plusenergie sowie die Förderung der thermischen Sanierung von Altbauten. "Schließlich fordert die EU spätestens für 2020 die Umsetzung des Niedrigstenergie-Standards in der Bauordnung", so die Grünen-Politikerin. Bei Büro- und Gewerbebauten bestehe noch besonderer Aufholbedarf, die Sensibilisierung der Bevölkerung für Strom-, Heiz- und Spritkosten schreite jedoch deutlich voran. "In wenigen Jahren wird es undenkbar sein, dass Immobilienangebote die laufenden Heizkosten nicht anführen."

Fokus weg von reiner Außenarchitektur

An ein Umdenken der Bauträger appelliert Günther Stöllberger, technischer Geschäftsführer der ARWAG Bauträger GmbH http://www.arwag.at . "Gute Architektur bedeutet nicht nur aufregende Außengestaltung, sondern auch eine fachliche Gebäudeumsetzung, von denen Umwelt und Mensch Vorteile haben." Die reale Energie-Einsparung durch Passivhäuser, die ohne herkömmliche Heizungsanlage nur mit einer Lüftungsanlage zur Raumluft-Aufbereitung auskommen, ist für den Architekten bewiesenes Faktum. Entscheidende Frage im Passivwohnbau sei mittlerweile vielmehr, wie die Mieter die Bauweise aufnehmen.

Hier hakt Michael Pech, Vorstandsdirektor des Siedlungswerks http://oesw.at , ein. Nötig sei eine neuartige Kommunikation mit den Mietern. "Wer selbst ein Passivhaus baut, ist zumindest heute noch ein Freak und misst jedes eingesparte Kilowatt. Wer als Mieter in ein Passivhaus zieht, entscheidet sich eher wegen anderen Aspekten wie etwa der Lage oder Preissituation dafür, während Bauweise und ausbleibende Heizkosten eher zusätzliche Features bleiben." Um den richtigen Umgang mit dem Bau zu lernen und das Einleben und Nachjustieren zu erleichtern, gibt es mehrere Informationsveranstaltungen für Mieter.

Plus bei Raumluft und Heizkosten

Insgesamt sind die Erfahrungen im passiven Wohnbau laut Pech vorwiegend positiv, wobei besonders der Komfort der ausbleibenden Kälteabstrahlung von Wänden und Fenstern und die hohe Luftqualität ohne Feinstaub und Pollen eine Rolle spielen. Im Mietpreis gibt es bei den geförderten Mietwohnungen keine Unterschiede, wenngleich für den Bauträger die Einstellungskosten etwas höher sind. "Die Mehrkosten liegen bei rund drei Prozent, lassen sich bei intelligenter Planung jedoch durch Effizienzsteigerung egalisieren", so Pech.

Fotos zur Veranstaltung unter http://fotodienst.pressetext.com/album/2836

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Tel.: +43-1-81140-306
E-Mail: pernsteiner@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|