pte20111116037 Handel/Dienstleistungen, Kultur/Lifestyle

EU erlaubt Süßungsmittel Stevia

Streusüßen und Süßgetränke als erste Abnehmer wahrscheinlich


Getrocknete Steviablätter: 250-mal süßer als Zucker (Foto: Wikimedia)
Getrocknete Steviablätter: 250-mal süßer als Zucker (Foto: Wikimedia)

Brüssel/Hohenheim (pte037/16.11.2011/13:57) Mit der Zulassung von Stevia durch die Europäische Union beginnt ein neues Kapitel der Süßstoffe in Europa. Die Substanz aus den Blättern der aus Paraguay stammenden Pflanze "Stevia rebaudiana" ist 250-mal süßer als Zucker, wird von Diabetikern gut vertragen, senkt den Blutdruck und verhindert Zahnbelag. Ein ernsthafter Konkurrent zum Zucker wird sie zumindest in naher Zukunft dennoch nicht, glaubt der Stevia-Forscher Udo Kienle von der Universität Hohenheim http://stevia.uni-hohenheim.de im pressetext-Interview.

Langsamer Markteintritt

"In naher Zukunft werden die meisten Nahrungsmittelsparten nicht auf Stevia umstellen - einige Produkte ausgenommen: Stevia-Tabletten und -Streusüßen könnten noch in diesem Jahr in die Supermärkte kommen, einzelne Süßgetränke im ersten Halbjahr 2012, sofern die Hersteller bereits zulassungsfähige Rezepturen besitzen", so der Hohenheimer Agrarwissenschaftler. Das zeige die Entwicklung in der Schweiz beispielhaft vor, wo Stevia seit 2010 erhältlich ist. Rund 100 genehmigte Stevia-Lebensmittel gibt es hier, von denen allerdings bisher nur wenige in den Läden gelandet sind.

Als ein Hindernis für eine rasche Verbreitung sieht Kienle die niedrige Stevia-Tagesdosis, die von der EU wie auch zuvor von der Schweiz als "unbedenklich" eingestuft wurde. Nur vier Milligramm von hochreinem Steviol pro Kilogramm Körpergewicht und Tag sind erlaubt. "Der Zucker von Limonaden kann in Folge nur zu rund 30 Prozent durch Stevia-Süßstoff ersetzt werden. Es wird unter diesen Umständen schwierig, dem Konsumenten den höheren Preis zu rechtfertigen", so der Experte.

Coca-Cola als Zugpferd

Was punktet, ist die Natürlichkeit der Stevia-Pflanze, betont Kienle. Auf diesen Effekt setzt etwa die Firma Coca Cola, die bereits 24 Stevia-Patente besitzt und den Zuckergehalt bestimmter Getränke künftig mit einem als "Truvia" registrierten Stevia-Süßstoff senken will. In raffinierter Form ist Stevia als Lebensmittel-Zusatzstoff - der die Nummer E960 erhält - freilich nicht mehr "natürlich".

(Ende)
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