Glasfaser: DACH-Region hinkt weiter hinterher
Generaldirektor des FTTH-Councils vermisst politisches Engagement
Glasfaser: Nur wenig Penetration in DACH-Region (Foto: dsm.com) |
Zaventem/Wien (pte001/15.12.2011/06:00) Die Anzahl der Glasfaseranschlüsse in Europa steigt weiter, zunehmend werden mehr Haushalte an das Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetz angeschlossen. Während immer mehr Länder sich zu Investitionen in die Telekominfrastruktur bekennen, hinkt die DACH-Region weiter hinterher. Lediglich die Schweiz könnte vielleicht die Haushalts-Penetrationsschwelle von einem Prozent knacken und noch den Aufstieg in das nächste Ranking schaffen, welches das FTTH-Council http://ftthcouncil.eu auf einer Konferenz kommenden Februar präsentieren wird.
Gute Breitbandversorgung steigert Produktivität
"Es gibt mittlerweile Studien, die zeigen, dass die breite Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen einen positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum hat", schildert Hartwig Tauber, Generaldirektor des Councils, gegenüber pressetext. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden ebenfalls in drei Monaten präsentiert. Bereits Mitte Januar wird man sich auf einer Pressekonferenz genauer mit der Situation in Deutschland auseinandersetzen. Tauber warnt bereits heute: "Deutschland wird die Ziele der digitalen Agenda verfehlen."
Deutschland: Langsames Erwachen
Der Plan der Bundesregierung sieht vor, bis 2013 alle Haushalte mit Breitbandinternet zu versorgen. Bis 2020 soll zudem eine flächendeckende Verfügbarkeit von Anschlüssen mit einer Geschwindigkeit von 30 m/bit gewährleistet werden. Die Realität sieht jedoch anders aus, insbesondere im Bereich der Glasfasernetze. Dort lag die Penetration Mitte 2011 bei rund 0,25 Prozent aller Haushalte. Hoffnung gibt Tauber jedoch Ankündigungen des nach wie vor marktbeherrschenden Ex-Monopolisten "Deutsche Telekom", die das Gefühl vermitteln, dem Thema "Glasfaserausbau" werde langsam ein wichtigerer Stellenwert zugeschrieben.
Österreichische Tristesse
Eher trist ist auch die Situation in Österreich. Dort läuft der Aufbau und die Vermarktung von Hochgeschwindigkeits-Netzen immer noch zaghaft, vor sechs Monaten hatten rund 0,5 Prozent aller Haushalte Zugang zum modernen Netz. Auch hier sieht der FTTH-Council-Vertreter wenig Chancen für die Erreichung der Ziele des "Breitbandplans". Vorgesehen war, bis 2013 überall Surfgeschwindigkeiten von 25 m/bit verfügbar zu machen, doch insbesondere in ruralen Gegenden stagniert die Entwicklung seit Jahren.
Um die Situation zu verbessern sieht der Council-Generaldirektor sowohl die Politik als auch die ehemals staatliche Telekom Austria in der Pflicht, endlich klare Bekenntnisse abzugeben und Taten sprechen zu lassen. "Ohne einen nationalen Kraftakt ist das Ziel ernsthaft in Gefahr."
Aufbruchstimmung in der Schweiz
Ebenfalls bei kargen 0,5 Prozent lag die Penetration im Juni 2011 in der Schweiz. Dort wurden in den vergangenen Jahren jedoch viele Netze errichtet, sodass der Experte mit einem deutlichen Anstieg dieser Zahl rechnet. Das FTTH-Ranking erfasst Länder, in denen mindestens ein Prozent aller Haushalte Zugang zu Internet via Glasfaser hat. Die Eidgenossen könnten es bereits in die Rangliste zum Jahresabschluss schaffen, sollten aber spätestens 2012 in der Statistik aufscheinen.
Vorbild Litauen
Europaweit zeigt der Trend in eine andere Richtung. Hier holen Staaten aus dem Osten, wie etwa die Ukraine und Rumänien stark auf. Infolge von 2009 beschlossenen Investitionen gehört auch das krisengebeutelte Portugal zu den Ländern mit den am stärksten wachsenden Glasfasernetzen. Traditionell führend bleiben Skandinavien und die baltischen Staaten.
In Ländern wie Schweden oder Norwegen zeigen Gemeinden viel nötige Eigeninitiative, um die oft großen geographischen Distanzen mit guter Telekom-Infrastruktur zu kompensieren. In Litauen, dem Land das mit 26,56% die mit Abstand höchste Versorgungsrate aufweist, ermöglichte ein starkes politisches Commitment und das Engagement des Ex-Monopolisten TEO den Aufbau breitflächiger Fiber-Versorgung im Zuge der Erneuerung des maroden Telekommunikationsnetzes, erklärt Tauber abschließend.
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