pte20120126001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Klo ist Wunderwaffe gegen Würmer

Halbierung des Infektionsrisikos durch Nutzung von Latrinen


Latrine in Lesotho: Wichtigstes Wurmmittel (Foto: Flickr/Sustainable Sanitation)
Latrine in Lesotho: Wichtigstes Wurmmittel (Foto: Flickr/Sustainable Sanitation)

Basel (pte001/26.01.2012/06:00) Würmer im Darm gehören zu den größten Gesundheitsproblemen vieler Entwicklungsländer. Das Risiko der Infektion mit diesen Erregern halbiert sich, wenn betroffene Regionen ausreichend über Sanitäranlagen verfügen, berichten Basler Forscher in der Zeitschrift "Plos Medicine". "Wer über eine Latrine verfügt, ist nachweislich besser vor Spul-, Peitschen- und Hakenwürmern geschützt", berichtet Jürg Utzinger vom Swiss Tropical and Public Health Institute http://swisstph.ch im pressetext-Interview.

Gefährlicher Mist

2,6 Mrd. Menschen - vor allem in Afrika südlich der Sahara, Südostasien und Teilen Südamerikas - haben keine ordentlichen Sanitäranlagen, zeigen Daten des Joint Monitoring Programme (JMP) http://wssinfo.org der WHO und UNICEF. Obwohl die Verrichtung der Notdurft im Freien seit 1990 von 25 auf 17 Prozent gesunken ist, betrifft es noch immer 1,1 Mrd. Menschen. Dieser Rückstand ist der Hauptgrund für das Wurmproblem, das es einst auch in der heute reichen Welt gab: "Würmer waren in Europa im 18. Jahrhundert und auch in den US-Südstaaten um 1900 noch ein enormes Problem", bemerkt Utzinger.

Sowohl in Europa als auch in den USA verschwand die Wurmplage völlig, als sich die sanitäre Lage besserte. Denn Latrinen unterbrechen die Infektionskette der Erreger: Hakenwürmer zum Beispiel legen ihre Eier im Darm in die Fäkalien eines Menschen. Werden diese nach der Ausscheidung nicht sauber getrennt, entstehen im Sand oder feuchten Boden binnen Tagen infektiöse Larvenstadien. "Geht ein Mensch barfuss darüber, können die Larven über die Haut ins Blut gelangen", erklärt der Experte. Eine ähnliche Infektion ist über verunreinigtes Wasser oder durch Brunnen möglich.

Medikamente ohne Latrinen unwirksam

Wurmparasiten verursachen nicht nur Durchfall, Schwächeanfälle und Unterernährung, sondern schaden langfristig auch der körperlichen und kognitiven Entwicklung. Heute gibt es gut wirkende Medikamente zur Entwurmung, die von den Pharmafirmen teils gratis zur Verfügung gestellt werden. Doch schon am Tag nach der Behandlung kann es zur Neuinfektion kommen. "Zur Vorbeugung ist deshalb ein integrierter Ansatz immens wichtig, der außer Medikamenten auch sauberes Trinkwasser, die Verfügbarkeit und Nutzung von Latrinen und Gesundheitserziehung bietet", betont Utzinger.

Diesen Zusammenhang hat bereits in den 1930er-Jahren die "Rockefeller Sanitary Commission" erkannt. Jetzt gelang den Basler Forschern mit ihrer Auswertung von 36 relevanten Studien der erste systematische Beleg und eine Quantifizierung. "Die Verfügbarkeit von Latrinen alleine verringert das Infektionsrisiko bei den drei wichtigsten Wurmarten auf die Hälfte. Wir waren selbst überrascht, wie deutlich dieser Effekt ist", so der Forscher. Die Vorteile der Sanitäranlagen reichen jedoch darüber hinaus: Auch Krankheiten wie Bilharziose oder Trachom lassen sich besser kontrollieren und die Kindersterblichkeit sinkt.

(Ende)
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