pte20120302002 Kultur/Lifestyle, Forschung/Entwicklung

Stress als Doping für Entscheidungen

Umschalten auf "Autopilot" schont Ressourcen


Nervös: unter Stress entscheiden wir anders (Foto: pixelio.de, Benjamin Thorn)
Nervös: unter Stress entscheiden wir anders (Foto: pixelio.de, Benjamin Thorn)

Los Angeles/Bochum (pte002/02.03.2012/06:05) In stressigen Situationen treffen Menschen andere Entscheidungen als unter normalen Umständen. Auch wenn Stress negativ konnotiert ist, bei Entscheidungen unter Stress konzentrieren wir uns eher auf die positiven Alternativen eines Sachverhalts. Nichole Lighthall und Mara Mather, zwei US-Psychologinnen der University of Southern California http://usc.edu , konnten dies nun belegen. "Stress entscheidet Entscheidungsprozesse", bestätigt Lars Schwabe, Kognitionspsychologe an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität http://www.ruhr-uni-bochum.de, gegenüber pressetext.

Positive Alternativen im Fokus

Im Stresszustand schalten Menschen "auf Autopilot", erklärt Schwabe. "In stressigen Situationen ist das gar nicht schlecht, weil man im Autopilot weniger kognitive Ressourcen braucht", sagt er. Es werde weniger reflektiert. Lighthall und Mather konnten zudem zeigen, dass bei der Abwägung einer Entscheidung die positiven Alternativen vorgezogen werden. Die stärkere Konzentration auf das Positive erkläre auch, warum etwa Drogensüchtige unter Stress ihre Sucht weniger unter Kontrolle haben, so Mather.

"Der Zwang, die Droge als Belohnung zu bekommen, ist in einer stressigen Lage stärker als ihr zu widerstehen", unterstreicht Mather. Die Schattenseiten der Droge würden nicht reflektiert, es zählten in dem Moment nur die guten Gefühle, die eine Droge verursacht. Die Forscherinnen konnten auch einen Geschlechtsunterschied ausmachen: Während Männer, wenn sie unter Stress stehen, eher bereit sind, Risiken einzugehen, zeigen sich Frauen in stressigen Situationen eher risikoscheu.

Unterschiede bei den Geschlechtern

Mather erklärt die unterschiedlichen Stress-Folgen bei Männern und Frauen evolutionsgeschichtlich: Männer neigen in schwierigen Situationen in Richtung "Kampf oder Flucht", während Frauen die zwischenmenschlichen Bindungen zu verfestigen versuchen. "Wenn Ihr Kind einen Unfall hat und im Krankenhaus landet, ist das eine sehr belastende Situation und Entscheidungen müssen schnell getroffen werden." Auch in einem solchem Moment sei es vorteilhafter, wenn der Autopilot läuft. Denn reflektieren können wir in einer solchen Stresslage ohnehin nicht.

(Ende)
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