pte20120525015 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

Telkos fahren Handy-Subventionen zurück

Spanische Netzbetreiber reagieren auf Spardruck


Smartphones: Telkos wollen nicht mehr zahlen (Foto: pixelio.de, F. Gopp)
Smartphones: Telkos wollen nicht mehr zahlen (Foto: pixelio.de, F. Gopp)

Madrid (pte015/25.05.2012/11:56) Zwei der größten europäischen Telkos, Vodafone und Telefonica, haben die Subventionierung von Mobiltelefonen eingestellt, wie das Wall Street Journal berichtet. Aufgrund sinkender Gewinne durch gesetzliche Roaming-Vorgaben, Internet-Alternativen zu praktisch allen Dienstleistungen und die starke Konkurrenz wird die Praxis, Neukunden durch verbilligte Mobiltelefone zu ködern, zunehmend weniger profitabel. Beide spanischen Anbieter haben zwar Kunden verloren, trotzdem gibt es schon Firmen in anderen europäischen Ländern, die das Modell kopieren.

"Die Telkos erleben derzeit keine rosigen Zeiten. In Europa ist der Markt schon sehr gesättigt und die Konkurrenz ist groß. Der Trend zum Sparen ist definitiv da und Einschnitte bei den Subventionen sind da eine Möglichkeit. Wenn ein bis zwei Anbieter vorpreschen und keine aversen Kundenreaktionen auftreten, könnten andere schnell nachziehen", sagt Andreas Schiller, Analyst der Raiffeisen Bank International http://www.rbinternational.com , gegenüber pressetext.

Konsequenzen für Telefonhersteller

Im vergangenen Jahr haben europäische Provider ihre Ausgaben für Mobiltelefone im Vergleich zu 2010 mit 13 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Der Telekom-Italia-Chef Franco Bernabe gab bei einer Konferenz offen zu, dass es in der Branche Zweifel am Sinn der hohen Subventionen gibt. Mit den Zuschüssen für Smartphones ködern die Netzbetreiber bislang neue Kunden, die sich im Gegenzug langfristig an die Unternehmern binden. Die Einnahmen werden so über die Kommunikationsdienstleistungen generiert. Sinken diese Einnahmen, steigt der Druck, auf ein neues Modell umzusatteln.

"Das Wachstumspotenzial für die Provider ist begrenzt. Einzig bei mobilem Breitband gibt es noch attraktive Möglichkeiten und auch dort ist die Konkurrenz groß. Marktbereinigungen, die den Druck auf die Anbieter mindern könnten, werden in Europa oft durch Wettbewerbsbehörden verzögert oder gar verhindert", erklärt Schiller.

Die Alternative für Netzbetreiber ist, Telefone nur noch zum Vollpreis anzubieten. So sparen sie sich riesige Summen für Zuschüsse und können Kunden mit billigeren Tarifen locken. Das senkt bei Kunden zwar die Hemmschwelle für einen Providerwechsel, zieht aber auch neue Kunden an. Für die Telefonhersteller bedeutet eine Kürzung der Subventionen ebenfalls einen Einschnitt. Laut einer Schätzung des Finanzdienstleisters CLSA http://www.clsa.com waren Mobilfunk-Zuschüsse im vergangenen Jahr für 42 Prozent von Apples Umsätzen verantwortlich. Allerdings ist der Boom der Smartphones momentan spektakulär.

Testlauf für die ganze Welt

"Die Kunden geben momentan gerne Geld für gute Smartphones aus. Ich sehe keinen Trend zur Sparsamkeit", so Schiller. In Spanien haben Telefonica und Vodafone die Einstellung der Subventionen mit Kundenabwanderungen bezahlt. 170.000 beziehungsweise 90.000 Kunden sind abgewandert. Gleichzeitig hat die Telefon subventionierende France Telecom, in Spanien als Orange tätig, 90.000 Kunden dazugewonnen.

"Selbst Kundenabwanderungen in dieser Größenordnung bedeuten nicht, dass der Verzicht auf Subventionen gescheitert ist. Spanien ist aufgrund der wirtschaftlichen Lage ein preissensitiver Markt, da wandern Kunden schnell ab. Für die Telkos kann die Umstellung trotzdem rentabel sein, da sie in der Regel nicht die profitabelsten Kunden verlieren. Die durchschnittlichen Einnahmen pro Kunde können sogar steigen", erklärt Schiller.

Selbst wenn das Experiment in Spanien schief geht, müssen die europäischen Betreiber einen Weg finden, ihr Geschäft anzukurbeln. "Subventionen sind nicht die einzige Möglichkeit für Einsparungen. Auch Service-Pauschalen, bei denen alle Anbieter in einem Land mitziehen, wären denkbar", so Schiller. Haben Telefonica und Vodafone Erfolg, wird die Ära der billigen Mobiltelefone in Europa bald zu Ende sein. In den USA steigt der Druck auf die Betreiber ebenfalls. AT&T hat erst vor kurzem die Zeitspanne, ab der ein Kunde Anspruch auf ein neues Telefon hat, verlängert, um die Subventionszahlungen zu senken.

(Ende)
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