Peak Oil: "Europa steckt in Zwangsjacke"
ASPO-Tagung in Wien sieht großes Marktpotential für Energiewende
Wien (pte019/01.06.2012/13:30) Auf dem internationalen Peak-Oil-Kongress der Association for the Study of Peak Oil & Gas (ASPO) http://peakoil.net in Wien haben Experten die Möglichkeiten und Folgen der Energiewende diskutiert. Auch wenn die Richtung immer eindeutig scheint, spiegeln mitunter Ausführungen nahezu gegenteilige Meinungen wider. "Wir diskutieren ein in der Tat flüssiges Problem", erklärt ASPO-Gründer und Buchautor Kjell Aleklett gegenüber pressetext. Eines, das die Erde sogar spalten könnte.
Schwarz-Weiß-Malerei unseriös
Theoretisch und im Kleinen ist vieles möglich, zeigt sich Tagungspräsident keineswegs als Erdöl-Gegner. "Die Frage stellt sich immer, geht es auch im großen Stil und für alle", sagt Aleklett. So sei etwa der Kerosintreibstoff für Flugzeuge nicht zu ersetzen und generell eine "Schwarz-Weiß-Malerei" im Energiebereich abzulehnen. "Wer von Energiewende spricht, hat meist falsches Zahlenmaterial und denkt nur an Elektrizität - nicht an Transportenergie", meint Aleklett.
Dem Experten der Universität Uppsala http://www.fysast.uu.se/ges nach ist dies auch ein großes Demokratie-Problem. Die erdölreichen Staaten wie Saudi Arabien, Russland oder der Iran seien allesamt wenig demokratisch, Europa hingegen gänzlich von deren Erdölvorkommen abhängig. "Europa steckt in einer Zwangsjacke, den Rest kann man sich denken", findet der Schwede. Öl sei immer schon ein Kriegsgrund gewesen, weshalb der Experte Europa zu einer massiven Umrüstung auf Elektrizität rät - selbst im Transportsektor.
Energiewechsel birgt Marktpotenzial
So ein "totaler Energiewechsel" ist auch für Peter Droege von der Universität Liechtenstein http://uni.li unabdingbar, bislang aber politisch und wegen starker Lobbys gescheitert. Noch immer werde Energie vielerorts verschwendet. "Völliger Unfug" sind für Droege alle Szenarien einer Unwirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien. So ließe sich allein durch Windkraft der fünf- bis siebenfache Energiebedarf der Erde decken. "Das Sinnvollste ist, wenn Städte wie im Beispiel Güssing eine Energieautarkie anstreben", bleibt der Experte optimistisch.
"Jede Volkswirtschaft ist gut beraten, ins Energiesparen zu investieren", weiß Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung http://diw.de . Dazu gäbe es ein ganzes Portfolio an Möglichkeiten, von erneuerbaren Energien über entsprechende Mobilität bis hin zu nachhaltiger Abfallwirtschaft sowie Wärmedämmungen. "Die gute Nachricht lautet", so Kemfert: "Es gibt ein großes und weltweites Markpotenzial." Für Europa sei zunächst ein einheitlicher Strommarkt angesagt.
Pellets umweltfreundliche Alternative
Energie aus Biomasse wie Pellets hält Christian Rakos, Präsident des European Pellets Council http://pelletcouncil.eu , bereits für höchst konkurrenzfähig. Die Nachfrage steige jährlich um 20 Prozent, bis 2015 auf rund 20 Mio. Tonnen. "Bei einem Energieverbrauch von zwölf Prozent in der Produktion aus nachwachsendem Holz fällt pro Jahr und Haushalt nur ein Kilogramm Asche an", so Rakos. Der Umstieg von Heizöl auf Pellets würde in besagten Haushalten die Heizkosten halbieren. Auf einer Anbaufläche von zehn Mio. Hektar, was der Größe Ungarns entspricht, könnte der gesamt Energiebedarf Europas gedeckt werden, ist Rakos abschließend überzeugt.
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