pte20120613016 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Compliance-Regeln: Unsexy, aber unverzichtbar

Langfristiger Unternehmenserfolg braucht integre Mitarbeiter


Wien (pte016/13.06.2012/11:45) Sauberes, ethisches und integres Handeln erfordert von Unternehmen harte und tägliche Knochenarbeit: Nicht nur Systeme und Regelungen sind für die sogenannte "Compliance" der Mitarbeiter notwendig, sondern auch die Umsetzung eigener Werte und Unternehmenskultur. Das betonen Experten aus Politik und Wirtschaft anlässlich des "Compliance-Day", den die bit-Gruppe http://www.bit.at als Anbieter von E-Learning-Programmen für Compliance am gestrigen Nachmittag in Wien veranstaltet hat.

Notwendiges Übel

"Sexy ist das Thema Compliance nie", erklärt Peter Weissenberger, der als IT-Experte bei Kapsch http://kapsch.net Firmenkunden zu Verhaltensregeln berät und unterstützt. Der schlechte Ruf hat seine Gründe: Die Umsetzung kostet viel, bindet wichtige Ressourcen, muss nachhaltig sein, braucht Dokumentation und fordert stets Verhaltensänderungen. Trotzdem seien derartige Maßnahmen unumgänglich. "Der Geschäftsprozess erfordert sie, denn der Druck durch Justiz, Börsenaufsicht, Kartell- und Wettbewerbshüter steigt ständig."

Am Anfang bei Compliance-Maßnahmen steht laut Weissenberger die Kosten-Nutzen-Rechnung, die den möglichen Schaden beziffert, den das Fehlverhalten von Mitarbeitern auslösen könnte. Die Anforderungen werden erhoben - etwa für die Verfügbarkeit eines Systems, die Vertraulichkeit und Datenintegrität - und auf dieser Basis IT-Parameter, Prozesse und Rollen definiert und umgesetzt. "Besonders wichtig ist die Einbindung der Mitarbeiter. Sie müssen wissen, welche Vorschriften wann anzuwenden sind", so der Experte.

Versagen kostet Milliarden

Wie verheerend es ist, wenn derartige Kodizes fehlen oder nicht umgesetzt werden, zeigen die jüngsten Skandale der Großkonzerne. Siemens als einer der Gebrandmarkten schlitterte 2006 in eine Korruptionsaffäre, deren Strafen, Beraterkosten und Steuernachzahlungen 2,9 Mrd. Euro kosteten. Unerwartet war der Schock nicht, analysiert Walter Sölle, Cluster Compliance Officer für CEE bei Siemens Österreich http://siemens.at . "Seit den 1990er-Jahren hatte man Profit und Geschäftserfolg gleichgesetzt und Werte der Unternehmenskultur über Bord geworfen. Compliance braucht aber Kultur und Werte", betont der Experte.

Die Aufarbeitung begann mit dem Austausch des Managements und internen Ermittlungen, die Sölle als "Inquisition" bezeichnet. Bankkonten wurden zentralisiert, eine Compliance-Organisation geschaffen und Schulungen zu Korruption und Kartellrecht eingeführt, die alle Mitarbeiter weltweit alle zwei Jahre wiederholen müssen. "Vier Fragen verhindern Korruption: Stimmt das mit den Werten des Unternehmens überein? Mit meinen persönlichen Werten? Ist es legal? Will ich später dafür verantwortlich gemacht werden?", so Sölle. Entsprechend screent Siemens neue Mitarbeiter, jedoch auch künftige Business-Partner vor Vertragsabschlüssen.

Fehlerkultur und Teamgeist

"Compliance erfordert Systeme, Regeln und Kontrolle, ist jedoch ohne positiver Unternehmenskultur wirkungslos", betont auch Karin Gastinger, Director Consulting & Risk Services beim Wirtschaftsprüfer PwC Österreich http://pwc.com . Indikatoren seien der Teamgeist sowie der Umgang mit Fehlern. "Es braucht Respekt und Achtsamkeit statt Einzelkämpfer, die nur um Umsatz rittern. Fehler müssen möglichst früh kommuniziert und dokumentiert statt vertuscht und angeprangert werden, brauchen aber auch adäquate Konsequenzen." Vielfach fehle es hier noch und CSR/Nachhaltigkeit sei bloßes Marketing, beklagt die frühere Justizministerin.

Fotos zur Veranstaltung unter http://fotodienst.pressetext.com/album/3027

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