pte20130716004 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Boykott-Aufruf gegen Film wegen strittigen Autors

SciFi-Schriftsteller unter Druck wegen Äußerungen zu Homo-Ehe


Orson Card: genialer Schreiber, kontroverse Ansichten (Foto: flickr/Brian Leon)
Orson Card: genialer Schreiber, kontroverse Ansichten (Foto: flickr/Brian Leon)

Los Angeles/Fürth (pte004/16.07.2013/06:15) Aktivisten in den USA machen mobil gegen den geplanten Science-Fiction-Blockbuster "Ender's Game" und fordern ein Boykott. Grund dafür sind die zweifelhaften Ansichten des Autors der Romanvorlage, Orson Scott Card, zu den Themen Homosexualität und Homo-Ehe. Card ist zudem Mitglied bei der umstrittenen National Organization for Marriage http://nationformarriage.org . Patrick Yacco und Jono Jarrett haben gemeinsam mit der Plattform Geeks Out http://geeksout.org eine Online-Petition ins Leben gerufen, die Kinogeher dazu animieren soll, den Film zu boykottieren. "Willst du diesem Kerl wirklich dein Geld geben?", fragen die Aktivisten provokant http://skipendersgame.com .

Meinungen gehen auseinander

Filmexperte Thomas Raab von Widescreen http://widescreen-online.de bezeichnet den Boykott-Aufruf gegenüber pressetext als überzogen, da die Kritik ausschließlich auf private Äußerungen von Card abziele und vom eigentlichen Film vollkommen losgelöst sei. Der Streifen, in dem unter anderem Ex-Indiana-Jones Harrison Ford mitspielt, kommt in den USA am 1. November in die Kinos. Gekostet hat die Produktion rund 84 Mio. Euro. Ob sich der aktuelle Boykott-Aufruf jedoch wirklich spürbar auf die Zuschauer auswirkt, ist mehr als fraglich. Fest steht, die losgetretene Diskussion um Orson Scott Card erhöht jedenfalls die Bekanntheit der Science-Fiction-Verfilmung und könnte sich sogar als fruchtbares Rühren der Werbetrommel entpuppen.

Dass nun einem Film das Leben schwer gemacht wird wegen der gesellschaftspolitischen Einstellung einer von insgesamt 667 daran beteiligten Personen, trifft nicht nur bei Raab auf Unverständnis. "Ich boykottiere den Film nicht", sagt etwa Dustin Lance Black, oskarprämierter Drehbuchautor von "Milk". Der Film handelt von Harvey Milk, dem ersten offen schwulen Politiker der USA. Er ziehe es vor, sich mit politischen und kulturellen Widersachern zu auseinanderzusetzen anstatt sie auszuschließen, so Black gegenüber der New York Times.

Filmstudio und Autor wehren sich

Die Online-Petition ist bereits seit April abrufbar. Die jetzt ansteigende Zahl an digitalen Unterschriften geht einher mit der in diesen Tagen startenden Werbe- und Promotion-Maschinerie des verantwortlichen Filmstudios Summit Entertainment. Das Studio gehört zum Medienkonzern Lions Gate http://lionsgate.com . Dieser sagt in einer Stellungnahme, dass man weder mit den persönlichen Ansichten noch mit jenen der National Organization for Marriage übereinstimme. Lions Gate betont zudem, dass weder die Romanvorlage noch der Film selbst in irgendeiner Form Cards Einstellung widerspiegeln.

Nach der Durchsicht des Drehbuchs stimmt dem auch die NGO Glaad http://glaad.org zu. Sie hat unlängst eine Liste mit kritischen Aussagen des SciFi-Autors veröffentlicht http://glaad.org/cap/orson-scott-card . Card selbst hat, nachdem die ersten Medienberichte über den Boykott erschienen sind, ebenfalls zu den Vorwürfen Stellung genommen und einen Bogen zur kürzlich ergangenen Entscheidung des Obersten Gerichts gegen das bundesweite Homo-Ehen-Verbot gespannt. "Jetzt wird es interessant, ob die siegreichen Vertreter der Homo-Ehe Toleranz gegenüber denjenigen zeigen, die nicht damit übereinstimmen."

(Ende)
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