Vaginen aus körpereigenen Zellen transplantiert
Patientinnen mit seltener Krankheit erstmals erfolgreich behandelt
Künstlich hergestellte Vagina: Transplantat aus dem Labor (Foto: bit.ly/1efKpGK) |
Winston-Salem (pte009/11.04.2014/10:39) Vaginen, die im Labor aus den Zellen der Empfängerinnen hergestellt wurden, haben Forscher der Wake Forest School of Medicine http://bit.ly/1efKpGK erstmals erfolgreich transplantiert. Der Eingriff wurde an vier Frauen durchgeführt, die aufgrund einer seltenen Krankheit ohne Scheiden auf die Welt gekommen waren. Die Patientinnen waren zum Zeitpunkt des Eingriffes Teenager. Heute verfügen sie über normal funktionierende Sexualorgane.
MRKH-Fehlbildung im Fokus
Laut dem leitenden Wissenschaftler Anthony Atala verfügten die Frauen nach der Operation über ein normales Begehren, Erregung, Befriedigung und Orgasmusfähigkeit. Die Forschungsergebnisse wurden erst vier bis acht Jahre nach dem Eingriff in The Lancet veröffentlicht, als sicher war, dass es auch langfristig zu keinen Komplikationen gekommen ist.
Alle vier Patientinnen litten unter einer schweren Form des Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKH). Davon ist eine von 5.000 Frauen betroffen. Auch der Uterus ist nicht normal entwickelt, die Vulva jedoch ausgebildet. Die Frauen konnten vor der Behandlung keinen Geschlechtsverkehr mit einer Penetration oder eine Menstruation haben. Auch eine große psychische Belastung ist charakteristisch.
Zellen aus der Vulva genutzt
Aufbauend auf früheren Erkenntnissen, entfernten die Mediziner einen kleinen Teil der Vulva und stellten daraus Zellen im Labor her. Nach rund vier Wochen waren ausreichend Zellen vorhanden, um sie Schicht für Schicht auf einem abbaubaren Gerüst aufzubringen. Die Herausforderung bestand laut Atala darin, die Zellen so weit reifen zu lassen, dass sie nach der Implantation in den Körper andere Zellen erreichen, die dann Nerven und Blutgefäße ausbilden.
In Zusammenarbeit mit dem Hospital Infantil de México Federico Gómez http://himfg.edu.mx wurde mit Hilfe von MRI-Scans die passende Form und Größe der Gerüste für jede Patientin berechnet. Nachdem die Zellen diese Gerüste besiedelt hatten, schufen die Chirurgen im Körper der Frauen Raum und implantierten die Vaginen. Sie wurden in Position gebracht und oben mit dem Uterus verbunden.
Sechs Wochen lang stellte ein Stent sicher, dass die Struktur die richtige Form behielt. Das Gerüst bestand aus einer Kollagenmatrix, die in den Monaten nach dem Eingriff vom Körper abgebaut wurde. In diesem Zeitraum reiften die implantierten Zellen zu normalem Vaginagewebe heran. Die Vagina war nach sechs Monaten voll entwickelt. Die Frauen konnten menstruieren und Geschlechtsverkehr haben.
Verfahren löst bisherige Probleme
Atala hofft einem New-Scientist-Bericht zufolge, dass dieses Verfahren in Zukunft auch bei schweren körperlichen Schädigungen durch einen Unfall oder eine Krebserkrankung eingesetzt werden kann. Derzeit lassen sich Vaginen chirurgisch mit Hilfe von Gewebe aus dem Darm oder der Haut herstellen. Bei diesen Verfahren sind allerdings schwere Komplikationen möglich.
Transplantate aus Haut verfügen jedoch über keine Feuchtigkeit. Die Folge können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Verdickungen sein, die zu einem Schließen der Vagina führen. Zellen aus dem Darm geben ständig Schleim ab. Das führt zu hygienischen Problemen und einem unangenehmen Geruch. Die Verwendung von Zellen der Vulva der Patientinnen löst diese Probleme.
Zwei der vier Patientinnen verfügen über eine funktionsfähige Gebärmutter. Die große Frage ist laut Atala, ob sie auch Kinder haben können. Bis jetzt versuchte keine der Frauen, schwanger zu werden. Sie haben jedoch einen Eisprung. Daher sieht der Wissenschaftler keinen Grund zur Annahme, dass ein Kinderwunsch nicht erfüllbar sein sollte.
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