EPO: Österreichisches Ehepaar für Europäischen Erfinderpreis nominiert
Ingeborg und Erwin Hochmair: Mit Cochlea-Implantat gegen die Stille im Ohr
München/Innsbruck (pts031/29.04.2014/13:30) * Cochlea-Implantat: Bahnbrechende Erfindung ermöglicht Wiederherstellung eines menschlichen Sinns
* Spitzentechnologie Made in Austria gibt über 200.000 Menschen weltweit das Hörvermögen zurück
* Ingeborg und Erwin Hochmair bauen gemeinsames Start-up MED-EL zu global erfolgreichem Unternehmen für Ohr-Implantate aus
* Battistelli: "Cochlea-Implantat von Erwin und Ingeborg Hochmair herausragendes Beispiel für europäischen Erfindergeist"
Kinder, die taub zur Welt kommen, müssen es heute nicht mehr ihr Leben lang bleiben. Ein wahres Wunderwerk der Technik, das sogenannte Cochlea-Implantat, kann ihnen ihr Hörvermögen zurückgeben. Zu verdanken ist diese bahnbrechende Entwicklung dem Erfindungsreichtum und der Beharrlichkeit des österreichischen Ehepaars Ingeborg und Erwin Hochmair. Denn Mitte der 70er Jahre gelang den beiden Forschern ein echter medizinischer Durchbruch: Sie entwickelten das erste mikroelektronische Mehrkanal-Cochlea-Implantat - Cochlea ist die Hörschnecke im Innenohr -, welches durch elektrische Stimulation des Hörnervs Geräusche wie die menschliche Stimme zum Gehirn transportiert, wo sie als solche verständlich wird. Dank dieser Erfindung konnten gehörlose Personen plötzlich einzelne Wörter ohne Lippenlesen verstehen. Für diese Leistung hat das Europäische Patentamt (EPA) Ingeborg und Erwin Hochmair nun für den Europäischen Erfinderpreis 2014 in der Kategorie "Lebenswerk" nominiert. Europas "Oscar" für technologische Innovation wird am 17. Juni in Berlin verliehen.
"Das Cochlea-Implantat von Erwin und Ingeborg Hochmair zählt zu den medizinischen Meilensteinen unserer Zeit: Bis heute ist ihre Erfindung der erste tatsächlich realisierte Ersatz eines Sinnesorgans", sagt EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis 2014. "Ihr Erfindergeist ist ein herausragendes Beispiel für die Innovationsfähigkeit Europas, welches zugleich die Ausnahmestellung europäischer Unternehmen in der medizinischen Technologie unterstreicht."
Ein "elektronisches" Paar
Das österreichische Erfinderpaar sollte es sich frühzeitig zur Aufgabe machen, den Hörverlust beim Menschen mit implantierbarer Medizintechnik zu überwinden: Man schrieb das Jahr 1975 als Erwin Hochmair, der nach seinem Studium der Elektrotechnik und erfolgreicher Promotion an der TU Wien arbeitete, seine spätere Frau Ingeborg fragte, ob sie mit ihm das weltweit erste mikroelektronische Mehrkanal-Cochlea-Implantat entwickeln wolle. Damals gab es nur einfache Cochlea-Implantate, die Patienten zwar einzelne Geräusche vernehmen ließen, jedoch nicht die menschliche Sprache verstehen. "Ich habe nach einem Mitarbeiter gesucht und da habe ich versucht, eine junge Studentin, die gerade ihre Diplomarbeit fertig gestellt hatte, dafür zu interessieren. Das ist mir gelungen. 1977 haben wir dann geheiratet und wurden an der TU Wien immer das 'elektronische Ehepaar' genannt", erklärt der gebürtige Wiener.
Noch im selben Jahr wurde das erste mikroelektronische Mehrkanal-Cochlea-Implantat der Hochmairs einem Patienten in Wien eingesetzt. Den eigentlichen Durchbruch feierte das österreichische Erfinderpaar dann im Jahr 1980, als es das Implantat um einen am Körper getragenen Audioprozessor so ergänzte, dass die - vormals hochgradig schwerhörige - Nutzerin ganze Wörter und Sätze ohne Lippenlesen verstehen konnte. Bis heute können dank dieser Innovation mehr als 200.000 Menschen wieder hören.
Sturheit kann eine durchaus positive Eigenschaft sein
Dies war zugleich der Auftakt einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Aufbauend auf ihre Patente gründeten die beiden ihre eigene Firma MED-EL und stellten im Jahr 1990 ihre ersten Mitarbeiter ein. "Eigentlich ist der Grund die Sturheit des Erfinders. Man möchte das, was man erfunden hat, auch zur Anwendung bringen und dazu beitragen, dass Leuten geholfen wird", sagt Ingeborg Hochmair, die MED-EL bis heute leitet. Das gemeinsame Unternehmen mit Hauptsitz in Innsbruck sollte sich auf Basis ihrer bahnbrechenden Erfindung vom Start-up zum global agierenden Unternehmen entwickeln und ist heute mit mehr als 1500 Mitarbeitern und 29 Niederlassungen der weltweit zweitgrößte Hersteller von Cochlea-Implantaten.
Künstliches Innenohr gibt Menschen Hörvermögen zurück
Das Cochlea-Implantat ersetzt die beschädigten Hörzellen, indem es Schallwellen in elektrische Signale umwandelt, durch die der Hörnerv im Innenohr direkt stimuliert wird. Auf diese Weise können Personen, die an hochgradiger Schwerhörigkeit leiden, wieder Geräusche und Sprache wahrnehmen. Das künstliche Hörsystem besteht aus dem eigentlichen Implantat, das operativ hinter dem Ohr platziert wird, und einem kleinen, hochleistungsfähigen Audioprozessor, der dank fortlaufender Weiterentwicklung seit 1991 hinter dem Ohr getragen werden kann.
Inzwischen kommen Cochlea-Implantate bei taub geborenen Kindern genauso zum Einsatz wie bei Erwachsenen, die ein- oder beidseitig schwerhörig sind. Nach Schätzungen beläuft sich das globale Marktvolumen für Hörimplantate auf 700 Millionen Euro. Bis 2017 wird es voraussichtlich mit einer jährlichen Wachstumsrate von geschätzten 14 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro steigen. Der Markt ist im Wesentlichen von drei Elementen geprägt: der steigenden Anzahl von Hörschäden infolge einer zunehmend höheren Lärmbelastung sowie einer höheren Lebenserwartung, der schnell wachsenden Basis potentieller Patienten in den Schwellenländern sowie dem technologischen Fortschritt bei Cochlea-Implantaten.
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