pte20141013003 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

BCI lässt Hirnstamminfarkt-Opfer kommunizieren

Technologie als Hoffnungsschimmer für diverse Locked-in-Patienten


Sellers (mitte) und Team: BCI kann vielen helfen (Foto: etsu.edu)
Sellers (mitte) und Team: BCI kann vielen helfen (Foto: etsu.edu)

Johnson City (pte003/13.10.2014/06:10) Forscher der East Tennessee State University (ETSU) http://etsu.edu haben gezeigt, dass eine Gehirn-Computer-Schnittstelle (brain-computer interface, BCI) auch beim Locked-in-Syndrom nach einem Hirnstamminfarkt wieder eine Kommunikation - beispielsweise mit Angehörigen - ermöglicht. Die BCI-Technologie könnte also einem viel breiteren Spektrum an Patienten helfen als bisher. Denn bislang war diese Möglichkeit vor allem für Menschen erforscht, die aufgrund Amyotropher Lateralskelerose (ALS) in ihrem eigenen Körper gefangen sind.

Gute Erfahrungen bei ALS

Patienten mit Locked-in-Syndrom sind zwar bei Bewusstsein, können aber aufgrund hochgradiger Lähmungen nicht mit ihrer Umwelt kommunizieren. Bekannt ist das von der durch die Ice Bucket Challenge ins Rampenlicht gerückte Krankheit ALS. Für davon Betroffene arbeiten Forscher schon seit Jahren an BCI-Lösungen, die eine Kommunikation per Gedankensteuerung erlauben.

"Locked-in-Syndrom gibt es auch in Verbindung mit anderen Erkrankungen als ALS", betont Eric Seller, Psychologieprofessor an der ETSU. Ob BCI auch dann hilft, war bislang weitgehend ungeklärt. Sellers Team hat nun gezeigt, dass auch ein Hirnstamminfarkt-Opfer damit virtuell tippen kann. Das ETSU-Team hat 13 Monate lang mit einem Patienten gearbeitet, der nach einem Hirnstamminfarkt am Locked-in-Syndrom leidet.

Virtueller Finger erschaffen

Bei dem Patienten kam ein System zum Einsatz, das ein "P300" genanntes Gehirnsignal zum virtuellen Finger macht. Der Nutzer sieht dabei ein Raster mit Buchstaben und Ziffern, die nacheinander aufleuchten. Wenn sich die Person auf eine bestimmte "Taste" konzentriert, löst das bei Aufleuchten des Symbols ein P300-Signal aus. So konnte der Patient in immerhin 40 von 62 Sitzungen Wörter ausformulieren und, wenn auch sehr langsam, in Dialog mit Familienangehörigen treten.

Das Ergebnis ist wichtig, da der Schwerpunkt der BCI-Forschung bisher auf ALS-Patienten lag. Das diese profitieren können, ist klar etabliert. Doch ob auch Patienten mit Hirnstamminfarkt via BCI kommunizieren können, war bislang noch nicht untersucht worden. Das aktuelle Resultat gibt nicht nur ihnen Hoffnung. "Die Studie legt nahe, dass BCI unabhängig vom Auslöser des Locked-in-Syndroms nützlich sein könnte", erklärt der Psychologe.

(Ende)
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