pte20150128011 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Antidepressiva sowie Schlafmittel demenzfördernd

3.434 Personen über 65 Jahren analysiert - Ärzte handeln zu unbedacht


Medikamente: Demenzrisiko kann sich erhöhen (Foto: pixelio.de, Wilhelmine Wulff)
Medikamente: Demenzrisiko kann sich erhöhen (Foto: pixelio.de, Wilhelmine Wulff)

Seattle (pte011/28.01.2015/10:30) Eine neue Erhebung der University of Washington http://washington.edu bringt gängige Medikamente gegen Schlaflosigkeit oder Heuschnupfen mit Demenzerkrankungen in Zusammenhang. Demnach haben alle betroffenen Präparate eine anticholinergische Wirkung. Die in "JAMA Internal Medicine" http://bit.ly/IZGqPC veröffentlichten Forschungsergebnisse bringen höhere Dosierungen und einen längeren Einnahmezeitraum bei älteren Menschen mit einem höheren Demenzrisiko miteinander in Verbindung.

Panik jedoch unangebracht

Die Wissenschaftler werteten ausschließlich Daten von älteren Menschen aus. Ein erhöhtes Risiko scheint dann zu bestehen, wenn diese Medikamente drei Jahre oder mehr täglich eingenommen werden. Experten wie Doug Brown von der Alzheimer's Society http://alzheimers.org.uk betonen, dass die Menschen nicht in Panik verfallen oder die Einnahme ihrer Medikamente stoppen sollten.

Anticholinergika blockieren den Neurotransmitter Acetylcholin. In den Patienteninformationen zu diesen Medikamenten wird vor der Möglichkeit einer verringerten Aufmerksamkeitsspanne, Gedächtnisproblemen und einem trockenen Mund gewarnt. Das Team um Shelly Gray betont jedoch, dass die Patienten sich auch bewusst sein sollten, dass ein höheres Demenzrisiko bestehen kann.

Die Gesundheit von 3.434 Personen über 65 Jahren wurde analysiert. Keiner der Teilnehmer wies am Beginn Symptome einer Demenz auf. Analysiert wurden die Krankheitsgeschichte und die Aufzeichnungen der Apotheke. Damit wurde ermittelt, wie viele Personen ein Medikament mit einer anticholinergischen Wirkung erhalten hatten. Zusätzlich wurde ermittelt, wie hoch die Dosis war und wie oft die Mittel eingenommen wurden. Diese Daten wurden für die folgenden zehn Jahre mit Diagnosen einer Demenzerkrankung verglichen.

Autopsien für mehr Klarheit

Am häufigsten wurden Antidepressiva, Antihistaminika, Schlafmittel und Medikamente gegen Harninkontinenz eingekommen. Fast ein Fünftel wurde ohne Rezept in der Apotheke gekauft. Im Verlauf der Studie erkrankten 797 Teilnehmer an Demenz. Man geht davon aus, dass Personen, die über drei Jahre am Tag mindestens zehn Milligramm vom Antidepressivum Doxepin, vier Milligramm des Schlafmittels Diphenhydramin oder fünf Milligramm Oxybutynin gegen Harninkontinenz einnehmen, über ein erhöhtes Demenzrisiko verfügen.

Den Forschern nach sollten Ärzte vorsichtshalber andere Medikamente verschreiben. Wenn es keine Alternative zu diesen Medikamenten gäbe, sollte die geringste Menge so kurz wie möglich eingenommen werden. Laut Gray haben einige der Studienteilnehmer ihre Einwilligung für eine Autopsie nach ihrem Tod gegeben. "Wir werden die Pathologie des Gehirns untersuchen und versuchen herauszufinden, ob es einen biologischen Mechanismus gibt, der unsere Forschungsergebnisse erklären kann."

(Ende)
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