pte20150922002 Kultur/Lifestyle, Politik/Recht

Forscher finden Hirnareal für Gerechtigkeitssinn

Dorsolateraler präfrontaler Kortex hilft, spezifische Urteile zu fällen


Gehirn:  DLPFC beurteilt Straftaten (Foto: pixelio.de/Monika Torloxten)
Gehirn: DLPFC beurteilt Straftaten (Foto: pixelio.de/Monika Torloxten)

Nashville/Cambridge (pte002/22.09.2015/06:05) Der menschliche Gerechtigkeitssinn geht vom dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) aus. Diese spezielle Gehirnregion haben Forscher der Harvard University http://harvard.edu zusammen mit Kollegen der Vanderbilt University http://vanderbilt.edu ermittelt. Laut den Wissenschaftlern kann dieses Hirnareal dabei helfen, eine angemessene Bestrafung auszuwählen.

Magnetfeld beeinflusst Hirnareal

66 Probanden wurden aufgefordert, die jeweilige Schuld beziehungsweise das verdiente Strafmaß in mehren hypothetischen Situationen einzuschätzen. Die Tatbestände reichten von Körperverletzung bis hin zu Mord. Zusätzlich sind auch mildernde Umstände wie zum Beispiel Nötigung oder eine Psychose einbezogen worden. Während die Testpersonen diese Zuordnung trafen, wurde der DLPFC von 33 durch repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) gestört. Die anderen 33 Teilnehmer erhielten lediglich eine Placebo-rTMS.

Bei jenen 33 Personen, deren DLPFC durch die magnetischen Felder tatsächlich stimuliert worden ist, blieb die Beurteilung der Schuld gleich, während sich das Strafmaß eindeutig senkte. Eine vertiefte Analyse hat gezeigt, dass die rTMS die Probanden dazu veranlasst hat, ihre Entscheidungen bezüglich der Bestrafung eher von den Konsequenzen einer Straftat als von den Intentionen des Täters abhängig zu machen. Somit wurde das Strafmaß reduziert, wenn ein vorsätzliches Verbrechen nur einen minimalen Schaden zur Folge hatte.

Strafe wiegt schwerer als Schuld

In einem zweiten Experiment wurde das Gehirn mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) untersucht, während die Personen die Schuldigkeit oder das Strafmaß bewerteten. Dabei hat sich eine erhöhte Hirnaktivität bei Entscheidungen hinsichtlich der Bestrafung gezeigt. Zusätzlich wurde eine erhöhte Sensibilität für moralische Verantwortung deutlich, wenn es um die Einschätzung des Strafmaßes ging und nicht um die Bewertung der Schuldigkeit. Dies zeigt, dass die DLPFC-Information hinsichtlich der Intention und des verursachten Schadens gewichtet, um zu einer angemessenen Strafe zu gelangen.

(Ende)
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