pte20160122011 Handel/Dienstleistungen, Unternehmen/Wirtschaft

Preis-Sexismus in Großbritannien trauriger Alltag

Konzerne freuen sich: Frauen zahlen von Kindesbeinen an drauf


Günstige Fußballschuhe: Die hat Nike nur für Herren (Foto: nike.com)
Günstige Fußballschuhe: Die hat Nike nur für Herren (Foto: nike.com)

London/New York/Wien (pte011/22.01.2016/12:45) Ob in der Einkaufsstraße oder auch online, in Großbritannien zahlen Frauen bei vergleichbaren Produkten wesentlich mehr als Männer. Und wenn es einen sexistischen Preisaufschlag gibt, dann beträgt er im Schnitt gleich 37 Prozent, berichtet "The Times". Das hat eine Analyse hunderter Produkte von Bekleidung über Rasierer bis hin zum Kinderfahrrad ergeben. Nachvollziehbar scheint dieser Frauen-Aufschlag in der Regel nicht. Klar ist dafür, dass das Problem keineswegs nur auf Großbritannien beschränkt ist.

Bei vielen Handelsunternehmen - von der Drogeriekette Boots http://boots-uk.com bis hin zu Amazon - ist sexistische Preisgestaltung Alltag. "In einem Fall verlangt Tesco für zehn Wegwerf-Rasierer den doppelten Preis, weil sie pink sind", heißt es im Bericht. Die Bic-Rasierer sind freilich nur die Spitze eines Eisbergs, auf den Konsumentinnen schon in jungen Jahren auflaufen. So kostet ein bestimmtes Kinderfahrrad bei Halfords http://halfords.com gleich zehn Pfund mehr, weil es mit Blumen statt Totenschädeln verziert ist.

Doppelt abgezockt

Die absurde Preisdiskrepanz findet sich bei Produkten aller Art. So kostet der Jeans-Klassiker Levi's 501 Frauen rund 46 Prozent mehr und auch bei ähnlichen Pflegeprodukten zahlen Frauen drauf - was dort vielleicht noch mit dem Privileg, nicht nach einer Herde Moschusochsen zu riechen, pseudo-erklärbar ist. "Wir verdienen weniger und müsssen mehr bezahlen. Wie oft wollt ihr Frauen noch abzocken?", ärgert sich Sam Smethers, Geschäftsführerin der Frauenrechts-Organisation Fawcett Society http://fawcettsociety.org.uk , gegenüber "The Guardian".

Wie sich zeigt, betrifft die sexistische Preisgestaltung auch Fußballschuhe. Während Nike in seinem britischen Webshop funktionelle Modelle ab 30 Pfund anbietet, zahlen Fußballerinnen mindestens 125 Pfund. Ein pressetext-Check zeigt, dass Ähnliches auch im deutschen Nike-Webshop http://store.nike.com/de gilt. Herren-Fußballschuhe gibt es hier ab 45 Euro oder in Aktion auch günstiger. Der günstigste Damen-Fußballschuh kostet mit 155 Euro mehr als das Dreifache. Vermutlich muss Frau schon froh sein, dass ihre Fußballschuhe wenigstens keine hohen Absätze haben.

Internationales Problem

Dass sexistische Preisgestaltung eine international gängige Praxis ist, belegt auch eine im Dezember erschienene Studie des New Yorker Department of Consumer Affairs http://nyc.gov/dca , die bei rund 800 Produkten vergleichbare Ausführungen für Frauen und Männer untersucht hat. Der ermittelte Damen-Preisaufschlag fiel hier mit im Schnitt sieben Prozent noch vergleichsweise gering aus. Ein Teil der Aufschläge ergäbe sich demnach vielleicht sogar aus scheinbar legitimen Gründen wie besseren Materialien. Allerdings bleibt selbst dann immer noch zu kritisieren, dass Hersteller Frauen gar keine andere Wahl lassen, als mehr zu bezahlen.

(Ende)
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