Fledermaus-Sex hängt vom Duft des Partners ab
Weibchen im Vorteil, die mehr TAAR-Duftrezeptorvarianten aufweisen
Sackflügelfledermaus: Duft für Paarung (Foto: Karin Schneeberger, Wikimedia) |
Berlin (pte017/12.12.2016/11:37) Sackflügelfledermaus-Weibchen suchen ihre Partner nach dem Geruch aus und wählen zielsicher Männchen, die sich genetisch am meisten von ihnen unterscheiden. Dabei sind diejenigen Weibchen im Vorteil, die über mehr Duftrezeptorvarianten der TAAR-Gruppe verfügen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Ulm, des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) http://www.izw-berlin.de , des Naturkundemuseums Berlin und des Fritz-Lipmann-Instituts.
1.000 Tiere untersucht
"Wir wissen von anderen Arten, die wie Fledermäuse nur wenige Jungtiere bekommen, dass die Weibchen bei der Partnerwahl sehr wählerisch sind", sagt Studienhauptautor Pablo Santos. Mit aufwendigen Farbmustern oder skurrilen Balztänzen können die Männchen nicht punkten, denn Fledermäuse sind bekanntlich nachtaktiv. Bereits bekannt war, dass Saccopteryx-Männchen neben Balzrufen Weibchen auch ein selbst kreiertes "Parfum" bei der Balz präsentieren.
"In zwei kleinen Hauttäschchen auf den Flügeln bereitet das Männchen eine Mixtur zu aus Urin, Spucke und Penissekreten", so Fledermausexperte Christian Voigt vom Berliner Leibniz-IZW. Bis zu einer Stunde pro Tag verwendet es darauf die Täschchen zu pflegen, sprich: sie zu reinigen und neu zu befüllen. Durch die Körperwärme beginnt die Flüssigkeit innerhalb kurzer Zeit zu vergären, und dementsprechend streng riecht sie auch. Jedes Männchen entwickelt so einen unverwechselbaren "Duft" und gibt damit vermutlich seinen MHC-Genotyp preis.
Projektleiterin Simone Sommer von der Universität Ulm http://uni-ulm.de ergänzt: "Wie bei Menschen, Mäusen und einer ganzen Reihe anderer Wirbeltiere, spielen demnach auch bei Fledermäusen die MHC-Gene - eine Gruppe von Genen, die Proteine der Immunabwehr kodieren - eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl." Für ihre Studie fingen die Wissenschaftler fast 1.000 freilebende Fledermäuse in der Nähe einer Forschungsstation in Costa Rica ein und ließen sie nach einer Analyse wieder frei. Sie untersuchten die Verwandtschaftsverhältnisse, die Zusammensetzung der MHC-Gene sowie die molekulare Beschaffenheit dreier Familien von Geruchsrezeptorgenen: TAAR2, TAAR3 und TAAR8.
Chemische Kommunikation
Jedes der drei "Trace amine-associated receptor"-Gene (TAAR) kann in jedem Tier in zwei Varianten vorkommen. Ein Weibchen besitzt demnach zwischen drei und sechs verschiedene Rezeptortypen dieser Familie in der Reichschleimhaut. Je diverser die Rezeptoren, desto feiner die Geruchswahrnehmung der Fledermausweibchen. "Weibchen mit vielen TAAR-Varianten waren am besten in der Lage, einen Partner mit der für sie optimalen, also komplementären MHC-Genausstattung zu finden", unterstreicht Santos.
Die Forscher schlossen daraus, dass die TAAR-Gene eine wichtige Rolle bei der olfaktorisch vermittelten Partnerwahl von Säugetieren spielen. Die Identifizierung der Substanzen, die an den entsprechenden Geruchsrezeptoren binden, dürfte mehr Licht auf die chemische Kommunikation zwischen potenziellen Partnern nicht nur bei Fledermäusen werfen. Das Saccopteryx-Männchen bringt seinen Duft übrigens durch ein spezielles Balzritual ins Spiel: Sobald es merkt, dass das Weibchen empfänglich ist, fliegt es zu seiner am Baum hängenden Angebeteten und schwirrt im Rüttelflug zwei bis vier Sekunden vor ihr in der Luft.
Während dieses Schwirrfluges öffnet das Männchen seine Flügelsäckchen und fächert ihr dabei seinen Geruch zu. Findet das Weibchen am Bewerber Gefallen, findet die Paarung statt. Saccopteryx bilineata gehört zu den neotropischen, Fledermausarten. Die sieben bis acht Gramm schweren Tiere leben in relativ kleinen Kolonien von bis zu 40 Individuen und organisieren sich innerhalb der Kolonie in sogenannten Harems: Ein Männchen verteidigt sein Territorium, in dem zwei bis acht Weibchen leben. Doch längst nicht alle Weibchen sind gewillt, sich auch mit ihm zu verpaaren. Gute Gene finden sich schließlich auch andernorts.
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