pte20190315019 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Steuerreform soll Österreich in Europa stärken

Finanzminister Hartwig Löger will Firmen entlasten und fordert mehr Fairness in der Digitalindustrie


Steuerrechnung: Reform soll Entlastung bringen (Foto: pixabay.com, 777546)
Steuerrechnung: Reform soll Entlastung bringen (Foto: pixabay.com, 777546)

Wien (pte019/15.03.2019/12:30) "Österreich muss im europäischen Kontext konkurrenzfähig sein. Nur mit einer gemeinsamen Anstrengung auf europäischer Ebene können wir mit anderen globalen Playern mithalten." Zu diesem Schluss kommt der österreichische Finanzminister Hartwig Löger bei einer Podiumsdiskussion über die geplante Steuerreform am Donnerstagabend, die vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen BDO Austria http://bdo.at veranstaltet wurde.

"Im globalen Wettstreit gibt es momentan drei große Elemente: Die USA, deren Richtung schwer einzuschätzen ist, China, das ein überproportionales Wachstum genießt, das allerdings jetzt möglicherweise wieder abgeschwächt wird, und Europa, das noch immer eine starke Rolle spielt. Österreich muss als ein Teil von Europa agieren, aber auf regionaler Ebene mithalten können", unterstreicht Löger. Es sei daher besonders wichtig, Menschen für neue Entwicklungen und Märkte fit zu machen - auch solche, die bereits im Arbeitsleben stünden.

Firmen entlasten

Die Steuerreform soll Unternehmen entlasten und dafür sorgen, dass sich für den Einzelnen die Arbeitsleistung mehr lohnt. Das soll geringfügig Beschäftigten und Selbstständigen helfen. Auch Innovationen und neue Märkte stehen im Fokus: "Österreich muss bereit sein für neue Geschäftsmodellwelten, vor allem im digitalen Bereich. Diese müssen in steuerliche Balance gegenüber klassischen Modellen gebracht werden. In Österreich ist hier eine Vorreiterrolle möglich, wir können mit gutem Beispiel vorangehen", meint Löger.

Der Finanzminister spricht sich auch für eine einheitliche Digitalsteuer für ganz Europa aus. Auch die USA seien für eine solche Richtlinie, um Substanz aus der digitalen Industrie zu gewinnen. "Damit wollen wir nicht im Sinne der Konkurrenz Firmen wie Facebook finanziell strangulieren, sondern Fairness schaffen, auch für den österreichischen Markt. Hier dürfen große Player nicht übervorteilt werden. Diese wollen übrigens auch eine einheitliche Linie in Europa, damit weniger Verwirrung herrscht. Ich bin zuversichtlich, dass wir das in ein paar Jahren erreichen können."

"Race to the bottom"

Robert Ottel, CFO der Voest Alpine http://voestalpine.com , fragt hingegen, ob sich eine demokratische Wirtschaft gegen zentralistische Wirtschaftsmodelle wie in China überhaupt durchsetzen kann. Schließlich sei eine demokratische Wirtschaftsform vom Wahlerfolg abhängig. Ottel ist für eine Veränderung der Unternehmenskultur in Österreich. Es brauche weniger bürokratische Regelung und mehr Förderung von Initiative und Risikobereitschaft.

Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister http://stephanschulmeister.wifo-pens.at warnt hingegen davor, den steuerlichen Standortvorteil zu überschätzen und alle staatliche Regulierung fallen zu lassen. Andere Qualitäten wie Infrastruktur und Lebenszufriedenheit seien auch entscheidend. "Systemisch Steuern zu senken, könnte den Niedergang Europas bedeuten. Es findet hier momentan ein 'Race to the bottom' statt. Das ist eine große Gefahr für das europäische Sozialsystem", so Schulmeister abschließend.

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