Rio: Kleinunternehmer holen Touristen in Favelas
Entrepreneure überkommen Vorurteile dank sozialer Medien
Elendsviertel: Begehbar trotz Gefahren (Foto: NakNakNak, pixabay.com) |
Lancaster (pte001/08.07.2019/06:00) Findige Kleinunternehmer schaffen es, Touristen aus aller Welt in die Favelas von Rio de Janeiro zu holen und bieten ihnen mit "sicheren" Besuchszeiten die Chance, diese verrufenen Viertel wirklich zu erleben. Das zeigt eine Studie der Lancaster University https://lancaster.ac.uk . Demnach sind es das Internet und speziell soziale Medien, die den Favela-Entrepreneuren helfen, gegen negative Vorurteile anzukämpfen und somit Touristen und damit Geschäft in die wirtschaftlich schwächsten Teile Rios zu bringen.
Social Media gegen Stigmen
Elendsviertel voller Verbrechen, Drogenbanden und anderer Gefahren - das ist das gängige Bild der Favelas. "Die übliche Narrative, die von Medien verbreitet werden, schaffen Angst und Stigmatisierung", sagt Josiane Fernandes, Lektorin für Marketing in Lancaster. Dagegen müssen jene Kleinunternehmer, die Touristen in die Favelas bringen, ankommen. "Sie nutzen das Internet und soziale Medien, um das zu tun." Virtuelle Vorab-Touren mit Google Maps, dazu Fotos, welche die Entrepreneure posten und positive Erfahrungsberichte früherer Besucher - all das hilft der Studie zufolge, doch mehr Menschen wirklich in die Favelas zu bringen.
Es gelingt den lokalen Kleinunternehmern, Barrieren und Hemmnisse zu überwinden. "Sie locken die Leute, indem sie Geschichte und Image der Gegend ausnutzen, inklusive der Gefahren, aber versichern, dass es während des Besuchs nicht so gefährlich ist und damit ausreichend Sicherheitsgefühl schaffen", sagt Fernandes. Während Favela-Touren von Anbietern aus anderen Teilen Rio de Janeiros bei Besuchern teils das Gefühl einer Zooführung erwecken, da es praktisch keine Interaktion mit den Bewohnern der Viertel gibt, lassen die ortsansässigen Kleinunternehmer ihre Besucher die Favelas intensiver erleben.
Erlebnis statt Vorbeifahrt
"Sie organisieren Fußtouren in Gegenden, die Tourbusse nicht erreichen könnten, und erlauben Besuchern, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, bei Geschäften und Kunstwerkstätten anzuhalten und mit Bewohnern zu plaudern", beschreibt Fernandes. Touristen können also Essen, Kleidung und Kunsthandwerk erwerben. Die Kleinunternehmen stimmen sich dabei miteinander ab, um ihren Erfolg zu sichern. "Sie schaffen ein neues Image der Favelas bei jenen, die auf die Tour gingen", so die Marketingexpertin. Die resultierenden positiven Online-Erfahrungsberichte helfen dann wiederum, weitere Touristen anzulocken.
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