Dreckige Luft tödlicher als Corona und Aids
2015 weltweit 8,8 Mio. vorzeitige Todesfälle - Australien bleibt weiterhin internationales Vorbild
Rauchende Schlote: Luftverschmutzung tötet (Foto: shogun, pixabay.com) |
München/Mainz (pte040/04.03.2020/13:55) Luftverschmutzung infolge der Industrialisierung senkt die Lebenserwartung im globalen Durchschnitt stärker als Infektionskrankheiten oder andere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie beispielsweise Rauchen. Zu dem Schluss kommen aktuelle Berechnungen des Max-Planck-Instituts für Chemie http://mpic.de und der Universitätsmedizin Mainz http://unimedizin-mainz.de .
"Luftverschmutzungspandemie"
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Allein Luftverschmutzung hat im Jahr 2015 weltweit zu 8,8 Mio. vorzeitigen Todesfällen geführt. Dies entspricht einer durchschnittlichen Verkürzung der Pro-Kopf-Lebenserwartung von 2,9 Jahren. Im Vergleich dazu reduziert Rauchen die Lebenserwartung um durchschnittlich 2,2 Jahre (7,2 Mio. Todesfälle), HIV/Aids um 0,7 Jahre (eine Mio. Todesfälle), parasitäre und durch Vektoren - also durch Lebewesen wie Stechmücken oder Läuse - verursachte Krankheiten wie Malaria um 0,6 Jahre (600.000 Todesfälle).
"Luftverschmutzung übersteigt Malaria als Ursache für vorzeitigen Tod um den Faktor 19 und HIV/Aids um den Faktor 9. Da die Auswirkungen auf die Gesundheit so enorm sind und die Bevölkerung weltweit betreffen, könnte man sagen, dass unsere Ergebnisse auf eine Luftverschmutzungspandemie hindeuten", sagt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Erstautor der Studie. "Unser Vergleich zeigt, dass Luftverschmutzung eine der Hauptursachen für vorzeitige Todesfälle und den Verlust an Lebensjahren ist", ergänzt Thomas Münzel, Direktor am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz und Mitautor.
Ostasien und Südasien im Fokus
Den Daten zufolge ist die durch Luftverschmutzung verursachte vorzeitige Sterblichkeit in Ostasien und Südasien am höchsten (35 Prozent beziehungsweise 32 Prozent), gefolgt von Afrika (elf Prozent), Europa (neun Prozent), Nord- und Südamerika (sechs Prozent). Australien hat mit 1,5 Prozent die niedrigste Sterblichkeitsrate - und die strengsten Luftreinhaltungsstandards.
"Wir verstehen mehr und mehr, dass Feinstaub in erster Linie Gefäßschäden und damit Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche begünstigt. Daher erachten wir es als äußerst wichtig, dass Luftverschmutzung als kardiovaskulärer Risikofaktor sehr ernst genommen wird und in den Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zu den Bereichen Prävention des akuten und chronischen koronaren Syndroms sowie Herzinsuffizienz ausreichend Niederschlag findet", resümiert Kardiologe Münzel. Fazit: Fast zwei Drittel der durch Luftverschmutzung verursachten Todesfälle, rund 5,5 Mio. pro Jahr, seien grundsätzlich vermeidbar.
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