Textil-Stornos: Bangladesch droht Staatspleite
Hersteller sehen "verheerende Entwicklung" und appellieren an internationale Modeketten
Bangladesch: abhängig von Textilexporten (Foto: pixabay.com, Alit22) |
Dhaka (pte005/23.04.2020/06:10) Aufgrund der Corona-Pandemie haben mittlerweile so gut wie alle internationalen Modehäuser ihre Bestellungen für Textilprodukte radikal zurückgefahren oder sogar komplett storniert. Besonders hart trifft das ohnehin bereits arme Länder wie Bangladesch, wo die Handelsorganisation von Bekleidungsherstellern eine "verheerenden Entwicklung" beobachtet, die Millionen Jobs und die gesamte nationale Wirtschaft gefährdet. Um eine Staatspleite abzuwenden, appelliert man nun an die westlichen Modeketten, ihre Verträge trotz Krise einzuhalten.
"Mindestmaß an Gerechtigkeit"
"Es ist entsetzlich und irgendwie unwirklich", zitiert "CNN Business" Rubana Huq, Präsidentin der Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (BGMEA) http://bgmea.com.bd . Ihr sei zwar bewusst, dass es im eigenen Land so gut wie keine rechtliche Handhabe gibt, um es den nationalen Betreibern von Textilfabriken zu ermöglichen, ihre internationalen Geschäftspartner zur Einhaltung bereits geschlossener Verträge zu zwingen. "Dennoch muss schnell etwas passieren. Ich will keine Almosen, sondern bloß ein Mindestmaß an Gerechtigkeit für unsere Arbeiter", stellt Huq klar.
Diese seien seit Ausbruch der Corona-Krise bereits millionenfach unter die Räder gekommen. Laut BGMEA-Daten wurde inzwischen nämlich die Hälfte der knapp 4,1 Mio. Textilarbeiter in Bangladesch zwangsbeurlaubt oder gekündigt. Die meisten davon sind Frauen, die mit einem Durchschnittsgehalt von 110 Dollar (rund 101 Euro) pro Monat oft die einzige Einnahmequelle für ihre Familie darstellen. "Die großen Modeketten und -händler sind auf die billigen Arbeitskräfte in unserem Land angewiesen. Jetzt müssen sie aber die Rechnung für die aktuelle Krise zahlen, die unsere Fabriken in eine ernste Notlage versetzt", so die Handelsorganisation.
Zweitgrößter Exporteur nach China
Wie ernst die Lage im Fall von Bangladesch tatsächlich ist, zeigen Zahlen des Export Promotion Bureau http://epb.gov.bd , das für die Entwicklung der Exportindustrie im Land zuständig ist. Demnach machen Textilwaren beinahe 80 Prozent der gesamten Exportleistung des südasiatischen Staates aus. Im vergangenen Jahr hat dieser Sektor mehr als 30 Mrd. Dollar (rund 33 Mrd. Euro) in die nationale Haushaltskasse gespült. Bangladesch ist damit nach China der zweitgrößte Exporteur von derartigen Gütern auf der Welt.
"Die Fabrikarbeiter sind aber nicht die einzigen, die ihre Jobs verlieren", wie das Handelsministerium von Bangladesch betont. Wenn man auch alle anderen Arbeitsplätze und Tätigkeiten hinzurechnet, die direkt oder indirekt mit der Textilproduktion im Land in Verbindung stehen, komme man auf zusammengerechnet 15. Mio. Menschen. "Das beinhaltet Lebensmittelverkäufer, LKW-Fahrer und Hafenarbeiter. Es ist eine sehr gefährliche Situation", meint Handelsminister Tipu Munshi.
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